Die schönsten Hörspiele, die ich kenne (27): „Das Netz“

„Das Netz“ – SfB 1969, 47 min. – Credits unter: https://hoerspiele.dra.de/vollinfo.php?dukey=1433326&vi=1&SID

Die Vorhänge waren zugezogen. Das Dunkel im Zimmer wurde von kleinen, springenden Blitzen durchbrochen, die in kurzen und unregelmäßigen Abständen mal hier, mal dort aufzuckten. Das Auge musste sich erst gewöhnen. Alles geschah an der Längswand. Auf Eisengestellen standen sie sorgsam aneinandergereiht: vier, nein, fünf gläserne Kästen …“

Der sympathische Reflex, einer Dame in Not behilflich zu sein, wird Herrn Auer zum Verhängnis. Als er die weinende und völlig verstörte Fremde nach Hause begleitet, liegt dort ihr ermordeter Ehemann. Die Frau gesteht, ihn mit einem Beil erschlagen zu haben. Auer lässt sich davon überzeugen, dass der Tote ein Sadist war und der eigentlich Schuldige in dieser Angelegenheit ist. Doch eine Leiche verschwinden zu lassen, ist mehr als eine kleine Gefälligkeit …

Diese Kriminalgeschichte von Hans Kasper holt uns im Alltag ab, wie es immer so schön heißt, und führt uns zielstrebig in eine zunehmend durchgeknallte Situation. Dass wir überhaupt bereit sind, sie zu kaufen und mit dem Ich-Erzähler gemeinsam durchzustehen, liegt zu einem erheblichen Teil am Medium (in einem Film würde sie nicht funktionieren) und am Hauptdarsteller Joachim Nottke. Seit ich ihn in seiner kleinen Rolle in der deutschen Fassung von „Fenster zum Hof“ erlebte, wo er mit seiner stabilen Redlichkeit dem mordenden Nachbarn von gegenüber zu besonderer Glaubwürdigkeit verhalf, wartete ich sehnsüchtig auf größere Auftritte von ihm – und sah und hörte lange keinen einzigen. Als Fan von „Benjamin Blümchen“-Hörspielen hätte ich ihm regelmäßig begegnen können, schließlich erlebte ich ihn als Kommissar Maigret in einer historischen Funkreihe. Aber in der Tat hat Joachim Nottke vor allem auf dem flüchtigen Feld des Kinotrailers gewirkt.

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