Was ist Fahrstuhlmusik?

Wer es mit der Terminologie nicht allzu genau nahm, nannte Musik, die ihm zu seicht war, um sie eigens aufzulegen, einst „Fahrstuhlmusik“. Oder „Easy Listening“ (was ja eigentlich etwas ganz anderes ist).
Der Ursprung des Ausdrucks war ursprünglich – wie so oft – ernst und gar nicht böse gemeint. Hintergrundmusik, die keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, war mal ganz nützlich. Sie wurde ab 1936 in New Yorker Aufzügen eingesetzt, um den Menschen die Angst vor dieser Einrichtung zu nehmen – offiziell auch die Angst vor der Höhe, die sich aber in einer geschlossenen Kabine (noch) gar nicht mitteilt. Die dafür zuständige „Muzak Corporation“ war schon einige Jahre zuvor gegründet worden, um eine ähnlich (un)wirksame Beschallung für Fabriken, Kaufhäuser und Bürogebäude zu produzieren.
Inzwischen ist alles anders. An das Reisen mit dem Fahrstuhl haben wir uns gewöhnt, und Musik wird heute eher nach dem Rhythmus als nach der Melodie oder der Größe des Klangkörpers beurteilt. Andererseits sind unsere Sinne gleichermaßen geschärft wie abgestumpft für akustische Reize aller Art – etwas wirklich Unbemerktes dringt kaum noch zu uns durch.

Bereits der Klassiker Erik Satie (1866-1925) entwarf mit seiner „Musique d’ameublement“ eine stark repetitive Musik, die die gängigen Hörgewohnheiten herausforderte und ihm gleichermaßen Ruhm und Spott einbringen sollte. Brian Eno nahm sie sich zum Vorbild, als er in den 70er Jahren die Ambient Music für Flughäfen konzipierte. Sie hat sich längst auch in privaten Playlists etabliert: Musik, die uns umgibt wie die Möbel und Tapeten. Und wie die Arien, die mancher Opernfreund auch beim Käsereiben und Spaghettiabgießen hört.

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Eine Antwort zu Was ist Fahrstuhlmusik?

  1. Christian Görgen sagt:

    Ein weiterer Grund für Berieselung: das eklige Raumgefühl, wenn man alle dreifach verglasten Fenster spaltlos geschlossen hat.

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