Es gibt Schauspieler, die jeder liebt – nur ich nicht. Ich vermeide es, auf Parties und unter Kollegen über sie zu reden – da könnte ich ja gleich politische Diskussionen führen. Und das ist schade, denn Small Talk über kulturelle Themen ist der einzige, der mir wirklich Freude macht.
Robin Williams ist das gefährlichste Beispiel, denn dieser Filmstar – Inbegriff des „traurigen Clowns“ und nach einer fulminanten Karriere durch eigene Hand aus dem Leben geschieden – wird so beinhart geliebt und gepriesen, als handele es sich um einen sehr früh verstorbenen persönlichen Angehörigen, den man nur drei oder viermal getroffen hat, als man noch ein Kind war. Ich habe überhaupt noch niemanden getroffen, der etwas Kritisches über ihn gelten lassen wollte.
Abgesehen davon, dass mich Williams‘ Spiel nicht überzeugt, schätze ich ihn vor allem deshalb nicht, weil er sich als Komiker feiern ließ und ich ihn ums verrecken nicht zum Lachen finde. Niemals, in keiner Szene, keinem Videoclip!
Schon bei unserer ersten Begegnung im Kinderprogramm der frühen 80er, wo er als „Mork vom Ork“ herauskam, hat sich bei mir nichts abgespielt. Darstellerisch hat er mich nur ein einziges Mal überzeugt: in „Good Will Hunting“ – und diese Rolle hätten Gene Hackman oder Mandy Patinkin vermutlich sogar besser hinbekommen.
Auf Facebook tauchen regelmäßig Williams-Memories auf, die sein soziales Engagement loben und ihm unterstellen, der liebenswerteste Mensch der nordamerikanischen Unterhaltungsindustrie gewesen zu sein. Selbst wenn ich nichts in der Hand habe, dies zu widerlegen, werden davon doch seine Witze nicht besser. Und seine Filme (von deren Gelingen ja noch einiges mehr anhängt) schon gar nicht.
Hin und wieder schreiben Kritiker etwas über den einen oder anderen Film mit Robin Williams, in dem aufblitzt, was außer mir niemanden zu stören scheint. Die „TV Spielfilm“ schrieb über „Der 200 Jahre Mann“ sinngemäß, dieser Film sei so zäh, dass man sich hinterher tatsächlich 200 Jahre älter fühlt. Der ebenfalls schrecklich rührseligen Gefühlsklamotte „Jack“ wurde die bis heute unbeantwortete Frage gestellt, ob das nun ein Film für Kinder oder Erwachsene sein solle. Und wiederum – Williams spielt ein Kind, dessen Körper viermal so schnell altert wie üblich – fand ein Kritiker, der Zuschauer altere bei diesem
Film ebensoschnell. All diese Kritikpunkte regen sich grundsätzlich in mir, wenn ich diesen Darsteller agieren sehe.
Mein Freund Torben, dem ich sehr hoch anrechne, dass er trotz meiner Haltung weiter zu mir hält, wird von mir verdächtigt, Robin Williams ebenfalls nicht komisch oder überzeugend zu finden, sondern sich auf der emotionalen Schiene von ihm einwickeln zu lassen: der ist doch so lieb und knuffig und spielt immer so nette Leute. (Und außerdem tut er einem ja irgendwie leid, so traurig wie der kuckt …)
In der Tat glaube ich, dass das bei allen seinen Fans so ist.
Ich habe schon aufgehört, Filme zu mögen, weil sich ihre Hauptdarsteller irgendwann jenseits ihrer Arbeit als blasierte Nervensägen herausgestellt haben – Tom Cruise etwa oder der Darsteller von diesem Kommissar Schimanski. Aber das ging immer auch damit einher, dass ich mich an ihrem künstlerischen Potenzial sattgesehen hatte, da mir irgendwann auffiel, dass sie immer dasselbe machen.
Noch nie aber habe ich umgekehrt einen schlechten Film gemocht, nur weil einer der Schauspieler Geld gespendet oder versucht hat, mein Mitleid zu erregen.
So funktioniert das bei mir nicht.