„Mr. Blue Sky“

betr.: 68. Geburtstag von Jeff Lynne

Der in Birmingham geborene Jeff Lynne war Mitglied der Gruppe „Nightriders“, die 1966 in „Idle Race“ übergingen. 1969 ersetzte er Carl Wayne bei „Move“ und gründete schließlich – jetzt kommt’s! – 1970 mit Roy Wood das „Electric Light Orchestra“. Wood stieg schon nach dem Debütalbum aus, und von nun an führte Jeff Lynne seine Truppe insofern mit eiserner Hand, als er sämtliche Songs alleine schrieb. Für seine Musiker war das nicht immer befriedigend, für die Fans eine wahrlich weise Entscheidung, ein Glücksfall.

Für mich ist ELO sogar die beste Rockband überhaupt. Nur hier höre ich einerseits tatsächlich in jedem Takt Rock (nicht etwa zwischendurch „Folk“, „Punk“ oder was sonst) und bin gleichzeitig beglückt über die symphonische, opernhafte Attitüde, die nicht nur behauptet sondern auch künstlerisch durchgehalten wird. Als Jugendlicher habe ich mich manchmal gefragt, warum ich mit meiner Vorliebe so allein stand. – Ganz allein freilich nicht, denn das „Electric Light Orchestra“ war ja nicht erfolglos. Die Herren arbeiteten lange an ihren Alben und koppelten dann aus jedem davon bis zu vier Singles aus, die stets ihren Platz in den Charts eroberten. Mir wurde einmal erklärt: dass Jeff Lynne nicht gerne auf Tour ginge, habe eine größere Fanblasenbildung erschwert, aber das erklärte mir die Sache letztlich nicht.
Ich mußte erst heranwachsen, um zu kapieren, dass es Rockfans nicht um Melodien geht – und die waren bei ELO stets von großer Wichtigkeit. „Queen“ durfte sich zu jener Zeit einen ähnlichen Schwerpunkt erlauben, hatte aber auch in Freddie Mercury einen Frontmann, der die Ergebnisse eigenhändig beim Publikum abzuliefern verstand – mit einem selbstverliebten Sex-Appeal, dem leichten Duft nach Skandal und einer wirklich unglaublichen Stimme.

Ich bleibe zurück mit meinen privaten „ELO“-Hits: mit der fetzig intonierten Nerd-Story „The Diary Of Horace Wimp“ – die richtig nach Beatles klingt; mit „Confusion“ – einem offiziellen Riesenhit, der in jüngerer Zeit von Sampling-Künstlern geplündert wurde; mit „Livin‘ Thing“ – das ich in dem Filmerfolg „Boogie Nights“ wiederhören durfte; mit „When Time Stood Still“- einer grandiosen Ballade, die nur als B-Seite herauskam; mit dem Musical „Xanadu“ – in dem Gene Kelly der Disco-Ära die Hand reichte, und schließlich mit „Time“, dem meiner Meinung nach allerschönsten Pop-Album der Tonträgergeschichte, einem Gesamtkunstwerk, das nur aus Hits bestand.
Irgendwann las ich, „Boogie Nights“ sei bereits der Anfang vom Ende gewesen, ein überaus schwaches Werk. (Ich glaubte ja wohl, mein Schwein pfiffe!)
Wahr aber ist: die 80er Jahre waren an-(oder besser: aus-)gebrochen, ein Jahrzehnt der Verweigerung, der Billiglösungen und Abstriche.
ELO machte noch zwei wirklich verstörend belanglose Alben, dann verstummte diese Band für immer.

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