Broadway’s Like That (40): Wright And Forrest und die Klassik

14. Operetten-Revival am Broadway (1) 

Die Broadway-Komponisten Robert Craig Wright und George Forrest hatten schon Erfahrung mit dem Konzept, klassische Musik zur Grundlage von etwas zu machen, was wir heute als Jukebox-Musical bezeichnen. 1944 hatten sie die Musik Edvard Griegs zu einem „biografischen“ Musical mit dem Titel „Song Of Norway“ verarbeitetet.
Ihre schillerndste Arbeit aber ist sicherlich das orientalische Märchen „Kismet“ von 1953, das auf einer Kompositionen des Russen Alexander Borodin aufbaut: auf der sinfonischen Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ und auf der Oper „Fürst Igor“. Vorlage war das schon zu Filmruhm gekommene gleichnamige Bühnenstück von Edward Knoblock.
An diesem Beispiel lässt sich erkennen, wie wichtig in jenen Zeiten eine erfolgreiche Verfilmung für die Popularität und den Nachruhm eines Musicals in der Bundesrepublik war. Die – zugegeben – etwas uninspirierte MGM-Filmversion von Vincente Minnelli fief nicht in unseren Kinos, und so ist das große Liebesthema und -duett aus „Kismet“ vor allem durch eine erfolgreiche Single-Version von Tony Bennett populär geworden: „Stranger In Paradise“. Nach einer Unzahl von Cover-Versionen tauchte die Melodie vor einigen Jahren sogar ungenannt in einem Remix auf.

strangerinpFast jeder Song aus „Kismet“ ist so gut wie ihr einziger Evergreen: „Stranger In Paradise“.

Das Thema des Songs stammt aus einem der „Polowetzer Tänze“ aus der Borodin-Oper. Im Musical erklingt es in einer archetypischen Operetten-Situation: der als Gärtner verkleidete Kalif und die als Prinzessin verkleidete Tochter eines Geschichtenerzählers  und zu Geld gekommenen Kleinganoven verabreden sich.

In den 50er Jahren hatten die Musicals im Stil der europäischen Operette ein vorerst letztes Mal Konjunktur. Die beiden Könige auf diesem Gebiet – Rodgers & Hammerstein – erlebten ihr letztes Jahrzehnt am Broadway (siehe voriges Kapitel). In den folgenden Jahren sollte eine Entwicklung einsetzen, die dramaturgisch wie auch musikalisch in eine ganz andere Richtung führte. Doch zuvor sollte die Operettenseligkeit in der Spätphase des Goldenen Zeitalters noch eine Show hervorbringen, die heute als Hauptwerk des klassischen Broadway-Musicals gilt: „My Fair Lady“.

Forts. folgt

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