betr.: 13. Todestag von Howard Keel
Der größte Broadway-Bariton und -Schauspieler seiner Generation dürfte Alfred Drake gewesen sein, doch da er nicht auch Filmstar gewesen ist, hat ihn die Flüchtigkeit der Theaterkunst mit sich gerissen. Einige seiner größten Rollen durfte Howard Keel auf der Leinwand gestalten, zusätzlich glänzte er dort noch in reiferen Klassikern wie „Show Boat“ und einer Vielzahl originaler Filmmusicals.Seine ersten Filme hatte der Amerikaner in England gespielt, doch gleich sein Hollywood-Debüt gab für die nächsten gut zehn Jahre die Richtung vor: die männliche Hauptrolle in der Verfilmung des Alfred-Drake-Renners „Kiss Me Kate“.
Howard Keels Markenzeichen sind ein warmer (unausgebildeter) Bariton, der auch als Sprechstimme beeindruckt, und ein gepflegtes Draufgängertum, das er in vielen seiner Auftritte durch ein Musketier-Bärtchen unterstreicht. Nach dem Ende der Filmmusical-Ära spielte er in Western und Actionfilmen.
In den 80er Jahren erlebte ihn meine Generation im ersten großen US-Seifenopern-Import „Dallas“ als zweiten Ehemann der Clan-Mutter Miss Ellie – leider nicht als Sänger, denn das hätte extra gekostet.
A propos Sänger: In der unverdient müden Verfilmung des Broadway-Musicals „Kismet“ (sie erlebte keine deutsche Synchronfassung) spielt Howard Keel den Vater der schönen Marsinah. Das Soundtrack-Album dieses Films bietet bis heute die beste Einspielung des Meisterstücks von Wright & Forrest.
Zwar muss Howard Keel den Part des jungen Liebhabers incl. Hit-Song der Show einem jüngeren Kollegen überlassen, doch als einnehmender Kleinganove und Geschichtenerzähler hat er die meisten und erinnerungswürdigsten musikalischen Auftritte, in denen einige orientalische Märchenmotive verarbeitet sind. Immer wieder mogelt er sich damit aus scheinbar aussichtslosen Situationen heraus.
In „Gesticulate“ singt er nicht um sein Leben, doch immerhin um seine Wohlbehaltenheit: in dieser durchkomponierten Solo-Oper gelingt es ihm, die orientalischen Ordnungsmächte davon abzuhalten, ihm eine Hand abzuhacken .
Howard Keel hat auch das letzte Wort in „Kismet“ – und unterwandert damit das naturgemäß vom Kitsch bedrohte Happy End. In „Sands Of Time“ erinnert er das Publikum an die Vergänglichkeit des jungen Glücks, weiß er doch: „Princes come, Princes go!“