betr.: „Die fabelhafte Welt der Therapie“ /AIDS-Benefizgala in Wahlstedt
Es geht aufwärts. In den letzten Tagen hatte ich zwei erfreuliche Abende von und mit Kollegen, die meine altmodischen Grundsätze auf das Schönste geteilt haben.
Zunächst einmal erlebte ich die Premiere des ersten Soloprogramms von Helene Bockhorst im gut besuchten „Polittbüro“: „Die fabelhafte Welt der Therapie“ Es war ein amüsanter und in mancherlei Hinsicht ungewöhnlicher Abend. Gleich zu Beginn ihres abendfüllenden Monologes (es gab nur eine winzige musikalische Zugabe) gestand die Künstlerin: „Ich rede nur über Drogen und schlechten Sex. Ich habe keine Lust zu recherchieren.“ Mit dieser koketten Äußerung brachte sie auf den Punkt, was auf knapp 100% des aktuellen Comedy-Personals tatsächlich zutrifft: sie haben kein Thema, weil sie nichts Besonderes erleben und auch nicht recherchieren möchten (wenn nicht um „Drogen“ und „schlechten Sex“, geht es um Supermarktbesuche, Stress mit Partner bzw. Partnerin, doofe Mitmenschen, Missliches aus dem Großstadtleben, dem Kleinstadtleben, dem Familienleben und noch weniger wundersame Dinge). Helene Bockhorst startete auch auf dieser Ebene, nahm uns dann aber bald in andere Welten mit, z.B. mehrmals auf den Meeresgrund. Sie plauderte auch einmal mit jemanden im Publikum – wie es allgemein üblich ist – verzichtete aber im weiteren Verlauf des Abends auf ständige anbiedernde Adressierungen von wegen „Gell, Frank?“, was selbst von mir geschätzte Kollegen einfach nicht lassen können.
Auch die AIDS-Gala, die ich gestern in Wahlstadt mitgestalten durfte – wie ich hörte, die erste, die es jemals in Schleswig-Holstein gegeben hat –, bot in vielerlei Hinsicht ein vertrautes Bild. Das Besondere: ich habe es in 34 Jahren öffentlicher Auftritte noch nie erlebt, dass sich alle Gäste einer Show (und es waren eine Menge) an die Ansage hielten, ihre Auftritte nicht zu überziehen. Jede/r blieb brav in den vereinbarten maximal neun Minuten. Das könnte an der milden Autorität von Tim Fischer gelegen haben, der alle 13 Mitwirkenden aus seinem kollegialen Freundeskreis zusammengetrommelt hat.
Hat seine Leute im Griff: Tim Fischer, Gastgeber obschon nicht Moderator der gestrigen AIDS-Gala. (NDR)
Im historischen „Kabarett der Komiker“ gab es bei derartigen Anlässen den noch strengeren Modus: pro Künstler nur eine Nummer, was von den Fans der Künstler sehr genossen wurde.
Die Abreisegruppe von Bad Segeberg am nächsten Morgen: Rainer Bielfeldt, Turid Müller, Lilli Walzer, Marc Spiess, der in Rekordzeit mein Repertoire mit mir einstudierte, und ich.