Mit Wallace Wood in den Weltraum

betr.: der All-Verlag startet die fünfteilige Buchreihe „EC Archiv – Wally Wood 1″ (Gesamtausgabe) / 37. Todestag von Wallace Wood

Gemessen an Umfang, Qualität und Wichtigkeit seiner Arbeit für die Comic-Kunst ist die Bedeutung von Wallace Wood verschwindend. Vor allem hierzulande ist er ein Unbekannter, ein Übersehener – obwohl wir seinen Zeichnungen z.B. in „Mad“ und in den frühen Marvel-Comics begegnet sind. In der in diesen Tagen beginnenden 5bändigen Ausgabe seiner Science-Fiction-Abenteuer weiß Jörg Winner zu berichten, dass Wood sogar die Alltagsmode beeinflusst hat: die für den Zeichner typischen kurvenreichen und wildmähnigen Frauen tragen „außerhalb der Science Fiction Stories oft sexy T-Shirts, die an ihren Oberweiten spannen und dann sackartig nach unten herunterhängen. [Sein Herausgeber] Al Feldstein sagte später, dass es vor Wood solche Hemden überhaupt nicht gegeben habe und sie dann erst Einzug in die allgemeine Mode gefunden hätten.“
Es wäre zu schön, könnte die neue Gesamtausgabe „EC Archiv – Wally Wood“ der Anfang einer (Wieder-)Entdeckung sein, die sich auf dem Kunstmarkt schon abzeichnet: Woods Originalzeichnungen gehören zu den teuersten und erzielen auf Auktionen sechsstellige Erlöse – mit steigender Tendenz.
Diese Ironie teilt der Zeichner mit einigen großen Meistern der Malerei: er selbst war notorisch knapp bei Kasse und starb praktisch mittellos. Und auch seine persönliche künstlerische Bilanz ist bitter. Bevor er sich 54jährig erschoss – von rapide abnehmender Gesundheit und einer lebenslang finsteren Weltsicht zermürbt – soll er gesagt haben: „If I had it all to do over again, I’d cut off my hands.“

wallyddWallace Woods aus aktueller Sicht wichtigste Design-Leistung und der Meister selbst in den frühen 50er Jahren (aus dem besprochenen Band).

Die wohlfeile Sottise, ein solch schweres Gemüt sei nicht verwunderlich bei einem Vertreter der Phantastik mit ihren Dystopien, ihren angriffslustigen Monstren und verheerenden Konflikten, verfängt nicht. Woods Arbeit wirkt lebensprall und unbeschwert, seine satirischen Cartoons zünden. Man mag kaum glauben, dass das alles wirklich ein einzelner Mensch geschaffen hat. (Dazu ein andermal mehr!)
Immerhin ein köstliches Kapitel dieses Lebenswerkes wird uns nun erschöpflich zugänglich gemacht: die Science-Fiction-Comics, die Wallace Wood ab 1950 für den EC-Verlag allein oder im Verein mit KollegInnen geschrieben und gezeichnet hat.

EC-Archiv WallyWood-01_18_Saturnringe-2Seite 2 aus „Das Geheimnis der Saturnringe!“ frisch coloriert und übersetzt (aus dem besprochenen Band)

Band 1 enthält mehr als ein Dutzend von Woods Abenteuern, und (bis auf eine) hat er sie selbst verfasst, auf der Schreibmaschine seines Herausgebers. Band für Band werden auch Leben und Werk des Künstlers fachkundig beleuchtet.

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