betr.: 78. Geburtstag von Graham Chapman
Bis heute ist Graham Chapman – gottlob – der einzige nicht-Überlebende der Komikertruppe, die nach dem Titel ihrer ersten gemeinsamen TV-Serie „Monty Python“ heißt. Wenn man sich über die Jungs auf dem Laufenden hält (ihre gelegentlichen Interviews liest – auch wenn es in denen von Terry Gilliam stets um anderes als Monty Python geht -, die Python-Doku vor einigen Jahren gesehen und die Biographie von John Cleese gelesen hat …), dann musste die Veröffentlichung der nachgelassenen Biographie von Graham Chapman „Autobiografie eines Lügners“ im Jahre 2012 eine gute Nachricht gewesen sein. Leider nur bis zu dem Moment, da man versuchte, sie tatsächlich zu lesen.*
Natürlich hat Chapman eine Menge zu erzählen, doch er erliegt einer Versuchung, die jede Komödiantenbeichte grundsätzlich bedroht**: er meint unentwegt blödeln zu müssen, und das bedeutet nicht nur, dass man sich die Informationen aus einem Wust von (in diesem Falle hinkefüßigen) Witzchen herauspopeln muss, selbige Witze nehmen schlicht eine Unmenge Platz dieses schmalen Bandes in Anspruch. Steht der Autobiograph zum Beispiel vor der Wahl, die Arbeit an einem Sketch oder lieber die Toilettenbesuche zwischendurch zu beschreiben, entscheidet er sich – Ehrensache! – für zweiteres.
Co-Autor Douglas Adams wollte diese Vorgehensweise offenbar nicht verhindern, Übersetzer Harry Rowohlt durfte es nicht.
Bezeichnend sind auch die zutiefst unverbindlichen Huldigungen auf dem Schutzumschlag. John Cleese, der mit Chapman schon in der Zeit vor „Monty Python“ zusammenarbeitete und der in der Serie mit diesem ein Autorenteam bildete – wird nicht mit etwa einer positiven Meinung zitiert, sondern mit einer Passage aus seiner berühmten Trauerrede.
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* Wer zu einem anderen Ergebnis kommen möchte, kann unter https://www.weltbild.de/artikel/ebook/autobiografie-eines-luegners_17585860-1?origin=pla&wea=59544223&gclid=EAIaIQobChMIxpSJ247e3wIVh813Ch1AIweQEAQYAiABEgIlDfD_BwE einen ersten Versuch unternehmen.
** Siehe dazu auch https://blog.montyarnold.com/2015/12/02/ein-fall-fuer-den-archaeologen/