At The Bohemia

Zum Tode von Christoph Mudrich

12 Jahre lang gehörten Christoph Mudrich, sein gleichnamiges Jazz-Trio und ich zur Stamm-Mannschaft der SR-Reihe „Auf in den Keller“, ein Funkformat mit Kabarett, Jazz und Talk. Unsere ersten Jahre mit dieser Sendung verbrachten wir im Saarbrücker Jazzkeller „Gießkanne“, der für Christoph wie auch für mich ein vertrauter Ort war, denn dort fanden im Wechsel Jazzkonzerte und Kabarett-Veranstaltungen statt. Die Akustik dieses niedrigen Raumes fühlte sich auch bei der Übertragung prächtig an, und ich fand es schade, dass wir bald ins Saarbrücker Schloß umzogen, aus dem sich alles sendesaalmäßig gewöhnlich anhörte.

April 1989 in der „Gießkanne“: Das Christoph-Mudrich-Trio mit C. M. am Flügel, Florian Döling am Bass und Ulrich Geßner am Schlagzeug. – Foto: Roger Paulet

Christoph war ein Jazzer wie aus dem Bilderbuch. Dazu gehört, dass er das Notenschreiben hasste. Dennoch war er hin und wieder so nett, mich bei einem Song zu begleiten. Ich habe ihn regelmäßig darum angebettelt, denn mit einem Jazz-Trio zu singen war mir ja nicht alle Tage möglich. Unser persönliches Verhältnis lässt sich sehr gut in einer Anekdote einfangen.
Nach einigen Ausgaben von „Auf in den Keller“ entschloss sich das Christoph-Mudrich-Trio, sich nicht nur schick zu machen, sondern einheitlich im edlen schwarzen Zwirn aufzutreten. (Das machte was her, und die Jungs machten es von da an immer so.)
Nach dem Ende der Sendung meinte Christoph mit väterlicher Milde zu mir: „Das war ja ganz lustig heute, aber findest du es wirklich gut, hier so im Räuberzivil aufzulaufen?“

Musikalisch lagen wir nicht hundertprozentig auf einer Linie, obwohl mir der Jazz des Great American Songbook viel bedeutet. Einmal telefonierte ich mit Christoph, während im Hintergrund „The Storm Cloud Cantata“ lief – dieses von mir heißgeliebte Stück gab es damals nicht zu kaufen, ich hatte es mir mit unendlicher Hartnäckigkeit aus dem Filmarchiv der Degeto herauskopieren dürfen. Zum Abschied meinte Christoph: „Ich lasse dich also jetzt mit deinen schreienden Frauen allein.“

Mir bleibt Christoph Mudrich nicht nur als netter Kollege in Erinnerung, sondern auch als Komponist der schmissigen Titelmusiken von „Auf in den Keller“ und der Vorgängersendung „Zwei rechts, zwei links“, bei der ich meinen ersten Radioauftritt als Kabarettist hatte.

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