betr.: 117. Geburtstag von Vincente Minnelli
Schlechte Filme mit guten Soundtracks (5)
Die meistzitierte Kritik über dieses Trash-Musical um ein aufstrebendes Showtalent aus ärmlichen Verhältnissen lautete: „Schlimm genug, dass dieser Film gedreht wurde, aber muss er nun auch noch gezeigt werden?“ Eine der Hauptdarstellerinnen, Ingrid Bergman, hat der Legende nach die ihr noch bleiben Lebensjahre mit dem Versuch zugebracht, es durch Aufkauf und Zerstörung sämtlicher Kopien aus der Welt zu schaffen. Es war ein Alterswerk für sie und ihren Regisseur Vincente Minnelli, mit dem sie 32 Jahre zuvor ein Glanz- bzw. „Gaslicht“ gesetzt hatte. Der große Minnelli war, wie kürzlich in einer TV-Doku gemutmaßt wurde, bereits auf dem Weg in die Demenz, als er hier ein letztes Mal Regie führte, doch die Mängel des Films sind harmlos und jederzeit auch jüngeren und gesünderen Spielleitern zuzutrauen.
Minnelli beklagte sich über die nicht von ihm gebilligte 90minütige Schnittfassung, aber es ist nicht anzunehmen, dass „A Matter Of Time“ (1976) mit 165 Minuten Länge mehr Kurzweil geboten hätte. Es ging ihm vor allem darum, seiner Tochter Liza, deren Sensationserfolg mit „Cabaret“ ohne natürliche Fortsetzung geblieben war, ein Vehikel auf den Leib zu schneidern. Daran ist, wie wir wissen, auch jeder andere Regisseur gescheitert.
Viel von der klebrigen Biederkeit des Drehbuchs – „Denk immer dran, mein Kleines! Sei niemals eine Kopie! Die Welt verehrt das Original!“ – hat sich auch in die Songs gerettet, doch die Musik von Kander & Ebb u.a. geht ins Ohr und läge als reines Hörerlebnis mindestens auf dem Niveau der damaligen Disney-Songs – und das ist doch nicht übel. Die LP mit dem Soundtrack ist – schon wegen des krachenden Misserfolges von „A Matter Of Time“ – leider eine Rarität.