Fortsetzung vom 30.6.2020
Krachender Absuff und wie man damit umgeht
Ein typisches Comedy-Publikum hat sich nach fachlicher Meinung (jedenfalls damals) nicht entwickelt. Aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten strömte ein Völkchen zusammen, in dem sich so zuverlässig wie in einem Theaterstück die schon erwähnten Archetypen wiederfanden: die Störer, die Betrunkenen, die unbeirrbar Muffigen und die selbsternannten Witzbolde.
Was auch die Amüsierwilligen negativ beeinflussen konnte, waren externe Faktoren wie eine kaputte Klimaanlage oder ein unpünktlicher Beginn „aus technischen Gründen“. Und ganz unabhängig von alledem werden den gleichen Auftritt manche für das Beste halten, was sie je gesehen haben, und andere für das Schlechteste, wie Jerry Seinfeld einmal anmerkte.
Auch an einem „guten Abend“ muss sich der Comedian seine Lacher verdienen. Richard Pryor verglich sein Publikum mit einem wilden Tier, das die Furcht seines Opfers ebenso wittert wie die Leute im Saal die Unsicherheit des Auftretenden. „In beiden Fällen wird man bei lebendigem Leibe gefressen!“
Mit solchen Tücken umzugehen, erfordert jahrelange Erfahrung und Imrovisationstalent – was nichts anderes bedeutet, als Ersatzmaterial im Kopf zu haben, auf das man im Scheiternsfalle zurückgreifen kann.* Der kluge Ausspruch von Rudi Carrell hat inzwischen die Runde gemacht: „Wer einen Witz aus dem Ärmel schütteln will, muss vorher einen reingesteckt haben!“
Von den Ratschlägen, was im Falle eines misslungenen Auftritts zu tun sei, seien hier stellvertretend die Tipps von Shelley Berman wiedergegeben: „Mehr als Deine beste Show kannst du nicht machen. Manchmal – so wird gesagt – ‚gehst Du einfach raus und holst sie dir‘. Da gibt es durchaus ein paar handwerkliche Tricks. Hin und wieder muss man vom vorbereiteten Material weggehen und versuchen, und sich auf die Sprache des Publikums einlassen. Oder mit ihm gemeinsam herumblödeln. Man sollte vermeiden, den Leuten gegenüber feindselig zu werden. Die Haltung ‚das sind meine Jokes, werdet froh damit!‘, bringt einen nicht weiter. Sie wird nicht besser dadurch, dass sie uns allen schon mal passiert ist.“
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* Zu Thema Improvisation siehe https://blog.montyarnold.com/2015/06/15/im-funkloch-der-goettlichen-eingebung/
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