Geschichte des Komiker-Handwerks (32)

Fortsetzung vom 22.7.2020

„Saturday Night Live“

Mitte der 70er Jahre kam das Kabelfernsehen auf, und damit wurden Stand-Up Comedians erstmals in abendfüllender Länge präsentiert. HBO (Home Box Office) z.B. tat dies mit der Reihe „On Location“. Das hatte nichts mit dem Innovationsgeist zu tun, für den der Sender Jahre später zuzeiten des Serienbooms gefeiert wurde, es waren schlicht finanzielle Erwägungen. Eine Comedy-Show kostete 75.000 Dollar, während das Budget für einen TV-Film bei einer Million lag. Die Resonanz der Abonnenten war die gleiche, wie sich bald herausstellte.
Für das Genre bedeutete diese Entwicklung nichtsdestoweniger eine weitere Aufwertung. Die produktive Wechselwirkung zwischen Fernsehen und Live-Comedy setzte am 11. Oktober 1975 einen besonders stabilen Meilenstein.

Im NBC-Studio 8H war ein Wohnzimmer für ein Live-Publikum aufgebaut worden. Als das Rotlicht brannte, kam John Belushi als europäischer Einwanderer herein, gekleidet in einen dunklen Mantel und mit Einkaufstüte im Arm. Er setzte sich in einen Sessel, seinem Englischlehrer gegenüber, und wiederholte hochkonzentriert dessen alberne Übungssätze, Sachen wie „I would like to feed your fingertips to the wolverines.“ und „I am afraid we are out of badgers.“. Wenige Zeilen später griff sich der Lehrer ans Herz und fiel tot um. Auch das tat ihm der gelehrige Schüler gleich. Dann trat Chevy Chase aus der Kulisse, mit Headset und Klemmbrett als Aufnahmeleiter erkennbar, und rief: „Live, from New York, it‘s Saturday Night!!!“

Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vincit“

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