Die schönsten Hörspiele, die ich kenne (18): „Small World“

18. „Small World“ –  zweiteiliges Hörspiel nach dem Roman von Martin Suter – mit Christian Berkel (Erzähler), Friedhelm Ptok, Rosemarie Fendel, Peter Striebeck, Axel Milberg, Frauke Poolmann, Karin Anselm, Ilse Neubauer, Wolfgang Hinze u.a., Bearbeitung und Regie: Irene Schuck – BR 1999 (2 x 42 Min.)

„Was ich getan habe, ist nicht wieder gutzumachen!“ – „Nein! Darum ist es auch besser, du versuchst es erst gar nicht! Ich lasse mich scheiden!“ – „Du spinnst! Schau dich doch an! Du bist im siebten Monat!“ – „Um das zu wissen, brauch ich mich nicht anzuschauen.“ – „Ich werde nie in eine Scheidung einwilligen!“ – „Dann werde ich klagen!“ – „Auf was?“ – „Ehebruch. Siebenfach, wenn du willst!“ – „Mir passiert es nicht, dass sich meine  schwangere Frau nach zwei Jahren von mir scheiden lässt! Es passiert den Kochs nicht!“ – „Es ist mir egal, was den Kochs passiert!“

Erst sind es Kleinigkeiten: Konrad Lang legt aus Versehen seine Brieftasche in den Kühlschrank oder verläuft sich im Garten. Bald vergisst er den Namen der Frau, die er heiraten will. Je mehr Kurzzeitgedächtnis ihm der Alzheimer raubt, desto stärker kommen früheste Erinnerungen zurück. Das beunruhigt eine millionenschwere alte Dame, mit der der Mittsechziger seit seiner Kindheit auf eigentümliche Art verbunden ist: die Firmenpatriarchin Elvira Senn.
Um die Sache unter Kontrolle zu bekommen, nimmt sie Konrad in der Familienvilla auf und sorgt für seine ärztliche Betreuung. Argwöhnisch beobachtet sie die Entwicklung seiner Demenz. Zwar ist Konrad selbst nicht in der Lage seine verstörenden Erinnerungsschübe zu entschlüsseln, doch Simone, die angeheiratete Enkeltochter der Kochs, beginnt etwas zu ahnen. Sie mag den alten Knaben. Und da sie allmählich die ewigen Betrügereien ihres Mannes leid ist, hat sie noch ein weiteres Motiv, das gut gehütete Familiengeheimnis zu lüften …

Das Hörspiel-übliche Erzähltempo der späten 90er Jahre ist für die vielen Verstrickten und Verstrickungen fast ein wenig zu flott – leider existierte die Romanvorlage nicht wesentlich früher – doch die Spielfreude des Ensembles ist mitreißend. Nach einer Weile wundert man sich, wie gut die Figuren dieser verderbten Geschichte aufgelegt sind, dann lehnt man sich zurück und schließt sich ihnen an.
„Small World“ wurde 2010 unter dem Titel „Je n’ai rien oublié“ mit Gérard Depardieu verfilmt.

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