In The Very Twilight

betr.: 115. Geburtstag von George Sanders

Zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe ich George Sanders in einem der alten amerikanischen Filme, die in den 70ern üppig im Fernsehen liefen: „Onkel Harrys seltsame Affäre“. Ich mochte den Titel, fand den Film jedoch schwerfällig und irgendwie sinnlos (inzwischen konnte ich dieses Urteil anhand der DVD-Veröffentlichung auffrischen). Aber mir gefiel der Hauptdarsteller George Sanders. Er war einfach eine tolle Erscheinung.
Wie ich bald herausfand, war der „Onkel Harry“ eine seiner ganz wenigen Hauptrollen (gab es überhaupt noch eine zweite?).

Bis auf die letzten räudigen Filmmeter der vollendete Gentleman-Fiesling: George Sanders in „Der Frosch“, der nach seinem Tod in die Kinos kam.

Sanders, dessen Rollenfach das des kultivierten Zynikers war, hat schon sehr früh von sich gesagt, wirklicher Starruhm sei ihm zu mühsam. Dazu müsse man schon so besessen sein wie Laurence Olivier. Sein zweites bekanntes Bonmot war die Ankündigung, mit 65 Selbstmord begehen zu wollen, um dem Siechtum des Alters zu entgehen. Beide Aussagen verweisen auf die versnobte Attitüde, die ihn auch in seiner Leinwand-Persona auszeichnete. Richtiggehend gelangweilt wirkte er jedoch nie, dazu war er zu charismatisch und zu gescheit. Damit stattete er seine unzähligen Bösewichte aus, auch seine Sprechrolle in Walt Disneys „Dschungelbuch“ und den Theaterkritiker in „All About Eve“. Die immense Faulheit, für die er auch unter Freunden berüchtigt war, merkte man ihm niemals an.

George Sanders hatte seine große Zeit in den 40er und 50er Jahren und versank gemeinsam mit dem alten Glamour der Silver Screen und des Studiosystems. Die Dialoge wurden schludriger, die Filme armseliger. Ich würde den Satz auf ihn anwenden, den die irre Stummfilmdiva in „Sunset Boulevard“ sich selbst widmet: „Ich in immer noch groß. Es sind die Filme, die klein geworden sind!“ Wie schön für uns, die wir diese Filme noch immer zur Verfügung haben, dass die zahlreichen Schlagzeilen, die Sanders jenseits der Leinwand rege produzierte, nicht mit überliefert sind. Man müsste aktiv im Internet danach suchen, nach Klatschgeschichten über seine Ehe mit Zsa Zsa Gabor oder Ähnlichem …

Sanders ist nicht pünktlich aus dem Leben geschieden. Doch bevor ihn der körperliche Verfall heimsuchen konnte, klagte er über schreckliche Langeweile. Zuletzt verkaufte er sein Heim mitsamt allen Büchern und Schallplatten und bereute das fürchterlich. Mit 67 hat er sich dann tatsächlich umgebracht. Aus Überdruss.

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