betr.: „Das Haus“ am Freitag, dem 10.12. auf arte und am 15.12. in der ARD
Im Jahre 2029 wird Deutschland von Rechtspopulisten regiert. Der prominente Enthüllungsjournalist Johann Hellström (Tobias Moretti) erhält Berufsverbot. Er verschanzt sich mit seiner Frau Lucia in einem luxuriösen Refugium auf einem abgelegenen Wassergrundstück. Das Haus, das sogar vor Hackerangriffen Schutz verspricht, ist eine technisch hochgerüstete Festung mit (natürlich!) bodentiefen Panzerglasfenstern, die auf Zuruf der Besitzer auf- und zugleiten. Selbst Dusche und Wasserhahn sind ansprechbar.
Als unerwarteter Besuch kommt, fühlt sich Hellström von diesem Haus besser verstanden und loyaler beschützt als von seiner Frau. Leider wird er von ihm auch zunehmend bevormundet …
„Das Haus“ ist ein Film, der vor guten Absichten nur so strotzt. Die Zivilisationskritik verfängt nicht, da seine Macher den vulgärmodernen Chic dieses vollautomatischen und „intelligenten“ Heimes und den damit verbundenen Lebensstil offensichtlich sexy finden. Hochplakativ werden wir vor dem Aufstieg demokratiefeindlicher Politiker gewarnt, aber auch deren Gegner erweisen sich als egozentrische, verblendete Kindsköpfe. Immer wenn Tobias Moretti in den Keller geht, um mit dem System zu kommunizieren, blicken wir in ein rundes rotes Licht, das uns an den durchdrehenden Computer aus „2001: Odyssee im Weltraum“ denken lässt. Auch alles andere ist so durchformatiert, als habe ein Computerprogramm das Drehbuch geschrieben: die unter ihrer soliden Oberfläche längst kaputte Ehe, die ultimative Mega-Monsterverschwörung, auf die alles hinausläuft, der fiese Ex-Arbeitgeber, der natürlich „Paschke“ heißt und auch noch die Gattin verführt hat, die völlige Trostlosigkeit, die wir als Ersatz für einen nicht eingelösten Anspruch bekommen, und eine nordische Naturkulisse, um die Fans des Schwedenkrimis anzuheimeln.
Am Ende gibt es einen wirklich wunderschönen Regie-Einfall. Als nach dem Showdown der Morgen dämmert, sind wir überrascht, die Eheleute Hellström traulich beieinandersitzen zu sehen. Dann bemerken wir, dass es sich dabei um eine optische Täuschung handelt. Es ist die einzige gute Idee des Abends.
Wer Tobias Moretti als großen Schauspieler schätzt, dem kann er in diesem Thriller schon leidtun.