Ego-Dreck von Regietheater-Fuzzis

Gestern abend sah ich mir im Deutschen Schauspielhaus Thomas Bernhards „Jagdgesellschaft“ an. Der überfrachtete Regietheater-Unfug, den das Hamburger Publikum nach zwei Stunden hüstelnder Ratlosigkeit brav beklatschte wie sich das bei uns gehört, war in etwa das, was ich habe erwarten müssen. Es war dennoch spannend zu sehen, wie restlos und zuverlässig sich der sardonische Witz von Bernhards schlechter Laune bei dieser „Konzeption“ neutralisierte: kein einziges Mal war Gelächter zu hören. Wenn eine besonders breite Grimasse geschnitten wurde, fiel schon mal ein verschämter Gluckslaut. Im zweiten Akt tobten alle wie wild durch das (wirklich hübsche!) Bühnenbild, ein deutliches Zeichen, dass das Haus dem Unterhaltungswert des Materials misstraut.

Der große Bernhard-Fan Hanns Dieter Hüsch hat sich gelegentlich darüber betrübt, dass Bernhards Stücke niemals kabarettistisch inszeniert werden, obwohl dessen Texte doch sehr kabarettistisch verfasst seien. Das ist bis heute so. An die Stelle des langsamen Peymann’schen Minimalismus der Originalinszenierungen ist aufgemotzte (da üppig subventionierte) Hilflosigkeit getreten. Sie äußert sich bereits, sobald die ersten Worte gesprochen werden: die Stimmen sind unmotiviert schrill und verkrampft (was das Publikum genauso peinigt wie die Schauspieler). Irgendwas muss man den Kollegen auf der Probe ja sagen …
Dagegen hat Thomas Bernhards geplauderte Bosheit keine Chance.

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