Nur einen wänzigen Schlock!

betr.: 110. Geburtstag von Albert Hofmann

Einmal war die Menschheit wirklich nahe dran, den Stein der Weisen zu finden, nach dem schon die Alchimisten der Renaissance so fieberhaft geforscht hatten. Albert Hofmann, Chemiker beim Schweizer Pharmariesen Sandoz, fand beim Destillieren des hochgiftigen Mutterkorns etwas weitaus Eindrucksvolleres als das Blutdruckmedikament, dem sein Experiment gegolten hatte: Lysergsäurediethylamid.
Ein Tropfen LSD genügte, um den Konsumenten in eine andere Welt zu befördern, ohne dass er sich vom Fleck bewegen mußte.
Zunächst wurde die Substanz medizinisch und militärisch genutzt, doch die damit versorgten Soldaten halluzinierten und waren zum Exerzieren nicht mehr imstande.
Die Substanz gelangte in die Hände der kalifornischen Hippie-Bewegung und wurde von deren Guru Timothy Leary als unverzichtbare Zutat dieses Lebensentwurfs propagiert.

Dr. Hofmann war verärgert darüber, dass Leary der Gemeinde seine Entdeckung regelrecht aufgedrängt hat. „LSD braucht Vorbereitung, braucht eine gewisse Reife“, klagte er noch als Hundertjähriger. „Es ist unverantwortlich, in einen jungen Menschen, dessen Psyche, dessen Bewußtsein noch in der Entwicklung ist, mit einem solchen Instrument hineinpzupfuschen!“

Die Hippie-Gemeinde stellte die Droge selbst her und ließ bei ihrem Konsum – wie sich das gehört – jedes Maß vermissen. Das Zeug paßte auch so wunderbar in ihr Konzept. Es zeigte, wie ein damals Beteiligter es ausdrückte, „dass Veränderung möglich war. Wenn man eine winzige Portion davon einnahm, konnte man eine Stunde später in einer anderen Dimension sein, und fantastische Dinge empfinden, sehen und hören. Wenn eine einzige Pille so etwas in einem Hirn hervorriufen kann, ist alles möglich.“

Die Haight-Ashbury, ein heruntergekommener Stadtteil von San Francisco, erlebte einen ungeheuren Zustrom von Besuchern, als die Medien darüber berichtet hatten, wie cool und ausgeflippt es hier zuging. Im „Summer Of Love“ 1967 kamen tausende junge Leute aus den gesamten USA dorthin, um sich der psychedelischen Bewegung anzuschließen, zu feiern und zu tanzen und vielleicht zufällig auf John Lennon zu treffen. Sie belagerten die selbst die kleinsten Gassen, schliefen im Park und auf den Bürgersteigen und nahmen in rauen Mengen LSD. Niemand fürchtete sich davor, etwa mit einem schlechten Trip umgehen zu müssen.
Doch es gab eine Menge schlechter Trips, und die Kliniken füllten sich mit denen, die sie geschmissen hatten.
LSD verschwand daraufhin zunächst in der Psychiatrie und wurde schließlich geächtet. Timothy Leary wurde von Präsident Nixon zum gefährlichsten Mann Amerikas erklärt und bald darauf wegen Besitzes von zwei Joints zu einer drakomischen Gefängnisstrafe verurteilt.

Die Droge, von der der Filmstar Cary Grant gesagt hatte, sie habe sein Leben unsagbar bereichert, kann man auch deshalb heute nicht in der Apotheke kaufen, weil der Homo Sapiens sich nunmal augenblicklich an allem überfrißt, was er in entsprechenden Mengen in die Finger bekommt.
Wer diese Erfahrung heute auf legalem Wege machen, muß ein unheilbarer Krebspatient sein.

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