betr.: 93. Geburtstag von Horst Tappert
Seit posthum aufgedeckt wurde, dass Horst Tappert Mitglied der Waffen-SS war, ist vielen auch die unbefangene Betrachtung seiner 271 „Derrick“-Auftritte verdorben. (Ohne eingeschlafene Füße konnte man sie schon vorher nicht genießen.) Auch Tapperts Erinnerungsbuch wurde damit – endgültig – zur Makulatur. Mich hat bei der Lektüre seinerzeit sehr irritiert, dass mir Tapperts Buch so viel mehr Spaß machte als das seines Vorläufers Erik Ode „Der Kommissar und ich“, hatte dieser doch die weitaus spannendere persönliche und künstlerische Biographie. Auch seine Krimiserie „Der Kommissar“ ist weitaus anständiger gealtert als „Derrick“.
Nichtsdestotrotz: „Derrick und ich“ ist ein launig geschriebenes und informatives Sachbuch über die Wiederauferstehung der deutschen Theaterlandschaft nach dem Krieg. Natürlich erfährt man auch viel über die Erfindung des Deutschen Fernsehens. Um die Krimiserie geht es im späteren Verlauf in angemessenem Umfang, aber es wird ihr nicht übermäßig viel Platz eingeräumt. Wenn man das Buch liest, sieht man vor dem geistigen Auge nicht den amtsmüden Interpreten der immer zäher werdenden Reinecker-Krimis, sondern den ambitionierten Schauspieler aus „Die Gentlemen bitten zur Kasse“.