betr.: 9. Todestag von Theodor(e) Bikel
Theodore Bikel (das E am Ende seines Vornamens kam in der amerikanisierten Version seines Namens hinzu) war mir seit meiner Fernsehkindheit ein Begriff, etwa durch seine kleine Rolle in der klassischen Verfilmung von „My Fair Lady“. Auch in „African Queen“ war er mir aufgefallen. Doch sein Archivbild in meinem Hirn zeigte seinen Auftritt in „Columbo“ und somit einen massigen, aber etwas hinfälligen Herrn. Ich ahnte weder etwas von Bikels Langlebigkeit (die auf eine ganz im Gegenteil stabile Konstitution schließen lässt) noch etwas von seiner Karriere als Sänger.
Der Österreicher Theodor Bikel war 1959 der erste Baron Trapp am Broadway in „The Sound of Music“. Er hat dort vierzig Jahre lang den Tewje in dem Musical „Anatevka“ verkörpert und fünfzig Jahre lang in großen und kleinen Hollywoodproduktionen gespielt. Für eine davon, „Flucht in Ketten“ von Stanley Kramer, erhielt er eine Oscar-Nominierung.
Aber weltbekannt wurde er in einer Funktion, die mein Mäusekino nicht erreichte: als Folksänger und Mitbegründer des „Newport Folk Festivals“. Überhaupt gilt Bikel als einer der Gründer der Folkmusikbewegung der Fünfziger und Sechziger Jahre, außerdem als Pate der Wiedergeburt des jiddischen Liedes und der Klezmermusik nach dem Krieg.
Am 2. Mai 1924 in Wien geboren und von seinen Eltern nach Theodor Herzl benannt, hat Bikel den Schrecken der Judenverfolgung erlebt, bevor er mit seinen Eltern nach Palästina flüchten konnte. Von dort ging er nach dem Krieg zuerst nach London, dann in die USA. Er spielte in sechs und sang in zwanzig Sprachen.