Eine neue Geburt in Freiheit

betr.: 153. Jahrestag der „Gettysburg Adress“

Der Soldatenfriedhof von Gettysburg ist vielen von uns in frischer Erinnerung, blendet doch auch „House Of Cards“ gern an diesen Ort. Seine Einweihung hat einen besonderen Abdruck in der Geschichte hinterlassen. Die Rede auf die Gefallenen, die Abraham Lincoln nach dem Sieg der Nordstaaten in der erbitterten Schlacht bei Gettysburg in Virginia hielt, wurde als „Gettysburg Adress“ zu einer der berühmtesten Ansprachen überhaupt. Sie war so kurz, dass sie tatsächlich vollständig auf die Gedenktafel im Lincoln Memorial (auch dies ein gut gebuchter Filmset) passt. Präsident Lincoln überließ bei diesem Festakt den großen, über zwei Stunden dauernden Auftritt einem der berühmtesten Redner dieser Zeit, dem Diplomaten Edward Everett. Dieser Harvard-Professor für altgriechische Geschichte verstand es auch, den historischen Vergleich mit der Gefallenenrede des Perikles herauszuarbeiten – mit sich selbst in der Rolle des Perikles. Lincolns Beitrag erregte nur verhaltene Reaktionen, was bei einer Länge von drei Minuten nicht verwundert. Wir Nachgeborenen haben aber auch gut reden: aus unserer Perspektive ist es viel leichter, die Bedeutung dieser Worte zu erfassen, die aus damaliger Sicht gerade mal die Zeile des Bürgerkriegs formulierten, aber in Wahrheit weit darüber hinauswiesen.
Vollends zum historischen Dokument wurde der Text freilich auch durch die Ermordung des Redners kaum anderthalb Jahre später, am Karfreitag 1865.
Weitere hundert Jahre später schuf Martin Luther King auf den Stufen des Lincoln Memorial seinen Perikles-Moment, als er eine andere legendäre Rede hielt, die auf die Gettysburg Adress bezug nahm. Das war nicht die einzige Übereinstimmung mit dem Schicksal seines Vorredners, wie wir uns erinnern.

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