Die schönsten Filme, die ich kenne (13): „Das unentdeckte Land“

„Ich verstehe dieses Gemälde nicht!“
“Das ist ein alter Erdenmythos, die Vertreibung aus dem Paradies.“
“Warum haben Sie es in Ihrer Kabine aufgehängt?“
“Es erinnert mich stets daran, dass alles mal ein Ende hat!“

Anfang der 90er Jahre befand sich die Welt – zumindest aus dem Blickwinkel unseres demokratischen Mäusekinos – in einem famosen Zustand: Das Schreckgespenst der damals noch klar definierbaren westlichen Welt war kollabiert, an sich selbst zugrundegegangen, nachdem es (auch beim eigenen Volk) 74 Jahre und 49 Tage lang Mord und Unterdrückung verbreitet hatte. Das sowjetische Kernreich hatte ein Sechstel des Festlandes der Erde bedeckt (zwei Kontinente und zwölf Zeitzonen), hatte kaukasische Bergjuden und russische Christen, Karakalpaken und Tschuktschen, Koreaner und Kurden unter einem roten Stern vereinigt, dessen fünf Zacken den Anspruch des Kommunismus auf alle Erdteile symbolisieren sollten.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion so kurz nach dem Fall der Berliner Mauer war nicht einfach eine frohe Kunde, er schien ein Menetekel zu sein: wer jetzt noch auf der Welt mit Säbeln rasselte, dem würde doch wohl in absehbarer Zeit nun auch die Lust vergehen.
Das fühlte sich damals bei weitem nicht so naiv an wie es heute klingt, und es war ja auch wirklich eine gute Idee.
Kein anderer Film hat dieses Lebensgefühl mit all seinem Optimismus und seiner Heiterkeit so gut eingefangen und erhalten wie „Das unentdeckte Land“, der bereits 1991 in die Kinos kam. Er wurde, da eine Komödie, nicht als Zeitdokument anerkannt, aber er hatte einen irren Erfolg.

Im Jahr 2291 ist das klingonische Reich am Ende. Der unerwartete Wegfall seiner wichtigsten Energiequelle bringt das Imperium in Not, das den größten Teil seines Besitzes mit militärischer Hochrüstung verplemperte. Anstatt die alten Erzfeinde ihrem kurzfristigen Ende zu überlassen, regt der hohe Diplomat Mr. Spock eine Friedenskonferenz an. Ausgerechnet Captain Kirk, der diesen Schmusekurs aus tiefster Seele ablehnt, wird dazu verdonnert, mit seiner Enterprise der klingonischen Delegation unter Kanzler Gorkon und General Chang das Geleit zu geben. Als kurz nach dem ersten gemeinsamen Abendessen der Unterhändler das klingonische Schiff beschossen und Kanzler Gorkon getötet wird, entsteht der Eindruck, das Attentat sei von der Enterprise aus erfolgt. Kirk und sein Bordarzt Dr. McCoy werden festgenommen und in einem Schauprozess zu lebenslanger Lagerhaft unter der vereisten Oberfläche des Straf-Asteroiden Rura Penthe verurteilt.
Während Mr. Spock an Bord der Enterprise die wirklichen Attentäter aufzuspüren versucht, die die falsche Fährte gelegt haben und die noch weitere politische Morde planen, arbeiten Kirk und McCoy zusammen mit einer zigarrerauchenden Gestaltwandlerin an ihrem Ausbruch …

Zum 25jährigen Jubiläum der TV- und Filmreihe „Star Trek“ findet sich die Mannschaft des Raumschiff Enterprise zu etwas zusammen, das als Abschiedsflug gedacht war – der Erfinder der Serie, Gene Roddenberry war kürzlich verstorben. Obwohl dies ein Film über Vorurteile und über ältere Leute ist, die von Lauf der Geschichte abgehängt werden, ist er frei von Pathos und Besserwisserei. Die selbstironisch agierende Stamm-Mannschaft wetteifert geradezu mit den Gästen um köstliche Momente: Christopher Plummer (Spezialist für biblische Despoten) rezitiert mit aufgenagelter Augenklappe Shakespeare im klingonischen Original. Mr. Spock wird von der Ahnung irritiert, das Alter könnte ihn und seinen Captain unflexibel gemacht haben. William Shatner, über dessen schauspielerische Qualitäten im Laufe der Jahre sehr unterschiedlich geurteilt wurde, spielt die Rolle seines Lebens noch nicht zum letzten Mal, aber mit einer heiteren Resignation, die diesen Film mitsamt seinem Happy End noch heute funktionieren lässt.
Gerade heute.

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