Die schönsten Filme, die ich kenne (76): „Glengarry Glen Ross“

Es ist ein Albtraum für die Grundstücksmakler Micky Roma, Shelley Levene, Dave Moss und George Aronow. Ihr Boss Blake besucht sie in ihrem schäbigen Gemeinschaftsbüro, um ihnen ein Ultimatum zu stellen: entweder verkaufen sie binnen 24 Stunden einige ihrer eigentlich unverkäuflichen Objekte, oder sie müssen fristlos ihren Schreibtisch räumen. Als sich Schock, Gezeter und Geläster nach Blakes Abgang gelegt haben, kommen die unterschiedlichen Temperamente zum Vorschein: Ricky reagiert zuversichtlich, George und Dave panisch, der alte Maklerhai Shelley – früher wegen seiner Resultate „Levine The Machine“ genannt – ahnt, er könnte diesem Stress möglicherweise nicht mehr gewachsen sein. Doch er wirft sich in die Schlacht …

David Mamets Theaterstück – leider nicht der Film – bekam im Deutschen den herrlichen Titel „Hanglage Meerblick“. Es beschreibt die Reagan-Ära in den Zeiten der Rezession. Der kleine, starbesetzte Film lebt vor allem von seinem Buch und von Jack Lemmon, der hier die beste seiner Altersrollen spielt (und dafür einen Nebenrollen-Oscar bekam). Lemmon zeigt uns die gebrochene Version der geschwätzigen, etwas umständlichen „kleinen Leute“, die er so oft gespielt hat. Seine Mittel sind praktisch unverändert. Er spielt mit einer Ironie, die der Selbstzerstörung stets näher ist als ironischer Gewandtheit, wie Franz Everschor es ausdrückte. Lemmons Shelley Levene ist die hadernde, verbissene Version des berühmten Handlungsreisenden von Arthur Miller: da er sich so vehement gegen das Unabänderliche auflehnt, muss er gleich mehrere Tode sterben.
„Glengarry Glen Ross“ hat einen der ganz großen Schlusssätze der Theaterliteratur. Als Levine zuletzt am Boden liegt, eine in der Falle sitzende Ratte, fleht er einen Nebencharakter (gespielt von Lemmons Protegé Kevin Spacey) an, ihm mit einem unsauberen Trick den Hals zu retten. Der erwidert ihm so etwas wie: „Ich könnte dir helfen, aber es gibt da ein Problem …“ und nach einer kleinen Pause die Begründung: „Ich kann dich nicht ausstehen.“

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