Ein Hoch auf die Exfrau!

betr.: 79. Geburtstag von John Cleese

Wer sich mit dem Treiben der Komikertruppe Monty Python näher beschäftigt hat, der hat es schon lange mitbekommen: John Cleese ist nicht nur die Verkörperung des britischen, sondern auch des trockenen Humors. Er ist allem Anschein nach auch als Mensch vollständig frei von jeglicher Gefühligkeit, der Sarkasmus liegt ihm im Blut. Wenn er zur Tat schreitet, legt er noch mal eine Schippe drauf.
Komiker und Komödianten neigen im Alter allgemein zur Rührseligkeit. Sogar der hochdisziplinierte Loriot hat zuletzt wiederholt über die Verwüstungen der körperlichen Vergänglichkeit geflucht – wenn auch nur in Statements und nicht in seinem Werk, das war ja bereits abgeschlossen.
Bei John Cleese, der ab heute stramm auf die 80 zugeht, ist derlei nicht zu befürchten. Das weiß, wer seine Autobiographie gelesen hat – ein backsteindickes Werk das nur bis zu den frühen 70er Jahre (die Anfänge der Pythons) reicht und auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Das kann sich denken, wer seine Abschiedstournee „Last Time To See Me Before I Die“ besucht hat, in der er sich im Rahmen einer Mitmach-Übung ein für allemal verbat, ihn persönlich mit Dank für die schönen Stunden zu belästigen, die er den Menschen durch seine Arbeit bereitet hat. Das ahnt auch, wer seine Beiträge zu der sechsteiligen Fernsehdokumentation gesehen hat, in der die fünf überlebenden Pythons übereinander reden (und auch ein wenig herziehen) konnten.

Zugegeben: es ist ein großes Vergnügen, wenn Cleese unleidlich wird, wenn er beispielsweise seinen Gegenspieler Terry Jones parodiert oder (letztlich unverfängliche) Witze über seine dritte Ex-Frau macht. Zumal es deren millionenschwere Unterhaltsforderungen waren, die dazu geführt haben, dass Cleese an der kurzzeitigen Wiedervereinigung der Truppe auf der Bühne mitgewirkt und sich überhaupt zu der erwähnten Tournee herabgelassen hat. Dass er schon seit der zweiten oder dritten Staffel von „Monty Python’s Flying Circus“ gar keine Lust mehr hat – also seit ungefähr einem halben Jahrhundert – ist ja kein Geheimnis. Dass er solche Dinge ganz ohne die ebenfalls (alters-)typischen ironischen Hintertürchen raushaut, macht ihren Unterhaltungswert aus.

Die Biographie von John Cleese ist übrigens großartig und – wie es dann immer so schön heißt (diesmal ausdrücklich und zu recht) – eine Pflichtlektüre für aktive und angehende Unterhaltungskünstler. „Wo war ich noch mal?“ (so der deutsche Titel) ist durchsetzt mit unbestechlichen Beobachtungen und präzise formulierten Erkenntnissen über die Arbeit mit jenem Publikum, das Cleese doch eigentlich so gar nicht mag. Etwa ebensoviel Platz verbraucht er, um sich über die Schattenseiten seines lebenslangen Erfolges (z.B. die vielen Danksagungen) zu beklagen – okay, ein klein wenig Sentimentalität muss dann doch sein.
Zuletzt war zu lesen, dass John Cleese nach den Antillen ausgewandert ist. In diesem Zusammenhang erwähnte er noch, dass er den Brexit befürworte.
Ich würde mir wünschen, das wäre ein weiterer seiner bösen Scherze, aber es fühlt sich nicht so an.

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