Die schönsten Hörspiele, die ich kenne (6): „Nachtmahl“

„Nachtmahl“ von Rainer Nikowitz, Musik: Bernd Keul, Bearbeitung und Regie: Jörg Schlüter, Produktion: WDR 2016 (4 x c.a. 25 min.) – Besetzung und weitere Infos: http://www.sprecherforscher.de/28571/horspieltipp-nachtmahl-horspiel-in-2-teilen-45-111232016-wdr-3wdr-5/

„Warum nicht? Weil ich nicht die bezaubernde Jeannie bin!“

Niederösterreich ächzt im Würgegriff der Sommerschwüle. Der immer etwas bekifft wirkende Vollversager Suchanek (Anfang 30) macht zur Belohnung für seinen ersten Ermittlungserfolg in einem elenden Kaff namens Feuchtkirchen Urlaub. Seine Liebste begleitet ihn. Leider wimmelt es um diese Jahreszeit von Gelsen (hochdeutsch: Stechmücken)! Beim Grill-Kennenlernabend auf dem „Erlebnisbauernhof“ erläutert Suchanek zur Aufmunterung der Gäste die „Ceaușescu-Methode“: Der rumänische Riesen-Blutsauger habe Gefangene im Donaudelta durch Millionen seiner erheblich kleineren Artgenossen zu Tode befördert. Das ist so lange lustig bis am nächsten Morgen eine gefesselte Leiche gefunden wird. Sie ist von Stichen übersät – und nebenbei gehörig von Wildsauen angefressen. Hat Suchanek etwa einem Psychopathen die Anleitung geliefert? Vielleicht dem mythomanischen Einsiedler im Bunker unter dem Haus? Oder dem schrägen Fürsten auf seinem Landsitz? Jedenfalls geht das Morden erst einmal weiter …

Abb.: WDR Hörspielspeicher

Wer es aus der Alpenrepublik zu uns herüberschafft – egal ob Autor, Filmemacher, Cartoonist, Kabarettist – der muss sein Heimatland ganz einfach gruselig finden. Er hat schon beinahe etwas Prahlerisches, dieser Welt- und Selbstekel, den die dortigen Kulturschaffenden vor sich hertragen.

„Ich bin zu allen bös‘“, betont auch der Autor Rainer Nikowitz im Interview. Was ist es nur, das seinen Suchanek zu etwas Besonderem macht? Blitzt da am Ende unter der meterdicken Schmäh-Schicht etwas Menschliches auf? (Kann nicht sein!) Meinen die das vielleicht alle gar nicht so? (Unwahrscheinlich.) Sind die Gags einfach besser als sonst? (Schon möglich …) Nein, ich will’s gar nicht wissen. Es muss auch im Krimi ungelöste Rätsel geben.

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