Was ist eigentlich komisch?

Die beiden Bedeutungen, die das Wort „komisch“ in unserem Sprachgebrauch haben kann – „zum Lachen“ bzw. „seltsam / irritierend“ – haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Sie sind einander beinahe entgegengesetzt. Dennoch hat diese Zweifachbedeutung ihre Richtigkeit. Sie hat sich mir im jahrelangen Umgang mit Redakteuren erschlossen, die für das heitere Fach zuständig sind. Wem eine Formulierung zu verwegen ist, der sagt gerne: „Das finde ich irgendwie komisch“ – im zweitgenannten Sinne. „Ich auch“, würde ich dann gerne – im anderen Sinn – erwidern.
Ein Gag hat oft mit Irritation zu tun. Ein Manuskript ist letztlich nicht zum Lesen bestimmt, sondern geschrieben, um interpretiert zu werden. So kann es bei der ersten Lektüre passieren, dass nur der seltsame Aspekt spürbar ist. Der heitere teilt sich – hoffentlich – bei wohlverstandener Umsetzung sofort mit.
Für den Autor ist die Versuchung groß, seinen Text von vorneherein so simpel zu halten, dass er auch beim Lesen sogleich funktioniert. Es ist ein vorauseilender Gehorsam: der Chef soll nicht aus dem Lesefluss gerissen werden, und der Autor hat seine Ruhe. Das Nachsehen hat in diesem Fall der Genießer des Ergebnisses. Was in zweierlei Hinsicht komisch ist, ist doppelt komisch.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vicit“.

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