Licht an, Licht aus

betr.: 90. Geburtstag von Philip K. Dick

Dick-Crumb
Erste Seite von Robert Crumbs Comic über einen Aspekt des kurzen Lebens von Philip K. Dick aus dem Buch „Ein Heldenleben“ (Zweitausendeins 1992), deutsch von Harry Rowohlt

Anfang der 70er Jahre stand der Durchbruch des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick noch dahin. Einiges von dem, was heute als Klassiker gilt und seinem Hauptwerk zugerechnet wird, hatte er zwar bereits veröffentlicht, doch das Genre der Science-Fiction hatte noch einen ganz miserablen Ruf. Wie er im Vorwort zu seinem Kurzgeschichtenband „Der goldene Mann“ erzählt, war er am Ende eines zweijährigen Lebens in der kalifornischen Drogenszene völlig mittellos. Da außerdem ein unaufgeklärter Einbruch in sein Haus in San Rafael stattgefunden hatte – es wird angenommen, dass „ein amerikanischer Geheimdienst“ nach einem Romanmanuskript gesucht hatte – nutzte der Autor die Einladung zu einer Convention in Vancouver dazu, nach Kanada auszuwandern. Eine so plötzliche und konsequente Abkoppelung von seiner vertrauten Umgebung bekam ihm jedoch nicht: er versank in Depressionen und unternahm sogar einen Selbstmordversuch. Seine Wochen im Drogentherapiezentrum X-Kalay halfen ihm wieder auf die Beine. Bereits die erste Nacht dort ließ ihn – zum ersten Mal nach drei Monaten – wieder durchschlafen. Dick fand es „herrlich“, die Toiletten zu putzen und den Flur zu schrubben. Nach zwei Wochen hatte er seine Depressionen überwunden. Es baute ihn auf, zu sehen wie die anderen Junkies um ihre Wiederherstellung kämpften. „Ich habe diese Menschen vorher immer verdammt“, erzählte der Autor einem Interviewer, „so als könnten sie von dem Stoff loskommen, wenn sie nur wollten. Das ist genauso dumm, als würde man sagen: ‚Du kannst dir auch am Hinterkopf Augen wachsen lassen, wenn du nur willst!‘“ In ihren Bemühungen erblickte er nun die „menschliche Stärke“ „großartiger Geschöpfe“.

Bald darauf kehrte Dick nach Kalifornien zurück und bekam sein Leben wieder in den Griff. In seinem Roman „A Scanner Darkly“ hat er diese Krise verarbeitet. Die nächste Verwirrung wartete schon auf ihn: eine religiöse Offenbarung (siehe Abb. oben), die ihn in eine neue Schaffensphase übertreten ließ, seine vierte. 

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