betr.: 211. Geburtstag von Edgar Allan Poe
Die vermutlich erste deutsche Übertragung eines Poe-Werkes war 1846 „Der Goldkäfer“, der in Prag erschien, ohne den Übersetzer zu nennen. „The Gold Bug“ – eine heitere Schatzsuche, bei der Poe mit seinem Faible für Geheimschriften spielt – fällt aus dem Rahmen seiner Erzählungen, die üblicherweise so schauerlich waren, dass sie die gesamte phantastische Literatur prägten und Genres wie die klassische Kriminalerzählung überhaupt erst hervorbrachten.
Bis heute (zuletzt 2017) beruhen die meisten Poe-Übersetzungen nicht auf den Originaltexten, sondern auf französischen Fassungen. Obschon dies angesichts der Tatsache, dass dieses Ausgangsmaterial z.B. von Charles Baudelaire stammt, ein verlockender Umweg sein mag, erscheint mir diese Praxis doch unangemessen und überholt.
Der Ruhm sollte für Poe viel zu spät kommen, um sich noch von ihm ernähren zu können – u.a. deshalb, weil es noch kein internationales Urheberrecht gab und er keine Tantiemen aus England erhielt. So verfasste er neben seinem literarischen Werk nicht nur Kritiken, Essays und andere aktuelle Texte, sondern auch Sachbücher. Die klaute er sich aus existierenden Publikationen zusammen und komponierte sie neu, ohne den jeweiligen Inhalt vollständig verstehen zu müssen, so war er flexibel in der Annahme von Aufträgen.
Einmal soll er auf diese Weise ein Buch über Muscheln und Schneckenhäuser zusammengebraut haben, in dem er sich als Erster für die Frage interessierte, wer wohl die Tiere gewesen sein mögen, die diese Kunstwerke geschaffen haben. Wenn diese Geschichte stimmt, ist Edgar Allan Poe auch noch ein Visionär des Biologieunterrichts gewesen – Fachbereich Malakologie.