Geschichte des Komiker-Handwerks (10)

Fortsetzung vom 10. April 2020

In jener Blütezeit der Ethnic Comedy fand der jüdische Humor bleibenden Eingang in die Solo-Comedy. Performer wie Georgie Jessel, Eddie Cantor und Sophie Tucker fanden im Vaudeville eine ideale Plattform. „Jüdischer Humor“ bedeutete auch hier den selbstironischen Umgang mit Integrationsproblemen sowie mit dem eigenen Glauben. Das Publikum amüsierte sich zugleich über die typischen Spießermarotten und über die Schlitzohrigkeit, die einem hilft, damit klarzukommen.
Im Vaudeville schrieb niemand einem Komiker vor, was er zu sagen oder zu unterlassen hatte. In künstlerischer Hinsicht herrschten paradiesische Zustände, vor allem im Vergleich zu denen, die später beim Fernsehen herrschen sollten.

Der „New Humor“

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts flaute die große Einwanderungswelle in der Folge der antijüdischen zaristischen Pogrome ab (die nächste sollte in den 30er Jahren mit dem Siegeszug der europäischen Faschisten anrollen). Mit ihr verklang  auch die Ethnic Comedy. Es begann die Zeit des „New Humor“. Der unsentimentale Humor der Straße und der Arbeiterklasse steigerte das Vortragstempo und ließ die Jokes aggressiver werden. Die meisten Vertreter dieser Kunst wussten genau, wovon sie sprachen, denn sie brachten den betreffenden sozialen Hintergrund mit. Das Leben in der Großstadt mit all seinen Widersprüchen – der kulturelle (Jazz, Modetänze, Kino) und technische Fortschritt (Fortbewegungsmittel, Medien) – traf auf die zeitlosen Themen (Familie, Karriere, Klassenverhältnisse). Noch immer wurde die Alte Schule des Skteches (des humoristischen Einakters) gepflegt, in dem mehre Personen einander die Stichworte lieferten. Doch der klassische Stand-Up-Monolog von 10 bis 15 Minuten etablierte sich. Der Typus des Stand-Up Comedian war ausdefiniert und brachte erste Prominente hervor, allesamt Meister des Punchline-Jokes: Bob Hope, George Burns (beide sollten 100 Jahre alt werden und bis zuletzt populär sein) und Henry Youngman.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vicit“.

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