Was ist Inspiration? (3)

Fortsetzung vom 5. November 2018

Wie hätte Hanns Dieter es gemacht?

Mein letztes Soloprogramm, ehe ich von Saarbrücken nach Hamburg wechselte, hieß „All That Arnold“. Ich hatte sogar ein Jazz-Trio an meiner Seite, was den unbescheidenen Titel in Ordnung gehen ließ.
Die insgesamt freundliche Kritik war mit „All That Hüsch“ überschrieben. Ein Kollege meinte schulterklopfend: „Ärgere dich nicht!“
Ich hatte mich gar nicht geärgert. Erstens fand ich den Gag beim ersten Lesen wirklich witzig, und zweitens war es mir ganz angenehm, in halbfetter Schrift mit meinem wichtigsten Vorbild assoziiert zu werden, dem damals in Saarbrücken sehr präsenten Hanns Dieter Hüsch. Ich hatte niemals den Wunsch, diese Herkunft zu kaschieren. Ich schrieb ja nicht bei ihm ab, ich lernte von ihm, übte mich in seinen Techniken, teile viele seiner Sichtweisen und amüsiere mich stets bei der Arbeit, wenn ich an ihn denke. Stimmlich bin ich ihm von Natur aus ähnlich.
Eine meiner späteren Arbeiten fürs Fernsehen war geradezu eine durchgehende Hüsch-Parodie. Ich bekam regelmäßig Mails, in denen man mir vermittelte, dass dies auch bemerkt wurde (ohne dass diese Anspielung zum Genuss der Sendung notwendig gewesen wäre!).

Hanns Dieter Hüsch war – neben Eberhard Storeck, Peter Wiechmann und Luciano Bottaro – eines meiner frühesten Vorbilder. Schon mit 20 hatte ich so viele, dass ich die Zahl nicht mehr wusste, und dieser Trend setzt sich bis heute fort. Aber sie sind mir dennoch alle lieb und teuer.

Machen wir uns nichts vor: ohne Vorbilder geht gar nichts. Wir alle sind von dem geprägt, was uns kulturell und medial umgibt. Und wenn wir das nicht aktiv mitbestimmen (weil es uns nicht so wichtig ist oder weil wir uns einbilden, alles käme aus uns selbst heraus), dann haben wir eben dieselben Sachen im Kopf wie jeder andere. Wie alle unsere Kollegen. Wie unser Publikum. Dann haben wir niemandem etwas zu erzählen – jedenfalls nichts Neues – und können froh sein, wenn die Leute trotzdem klatschen.
Es ist entscheidend, was wir uns an Inspiration zuführen (ob wir es auswählen oder ob wir uns einfach nur berieseln lassen) und wie wir damit umgehen. Welche Lehren ziehen wir daraus, was übernehmen wir und was nicht? Wie kreativ gehen wir damit um? Was wird zum Teil unseres Personalstils, und worin erblicken wir ein abschreckendes Beispiel?

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vicit“.

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