Fantasy und Fantasie

Das jüngste Kinogenre ist zugleich auch das älteste. Zwar wurden trickreiche Märchenfilme wie „Der Dieb von Bagdad“ (USA 1940) oder „Das Dschungelbuch“ (USA 1942) von Fachleuten schon in den 40er Jahren als „Fantasy“ etikettiert, doch erst in den 70er Jahren nahm die Strömung Fahrt auf, die diese Bezeichnung auch beim Publikum trägt: Filme um mythische Wesen in Zauberwelten, in denen ein ewiges Märchenmittelalter seinen Lauf nimmt.
Die beiden frühen Kinoknüller, die die heutige Beliebtheit des Fantasy-Films begründeten, führen ein sehr unterschiedliches Nachleben:  „Excalibur“ (USA/GB 1981) war wenige Jahre später praktisch vergessen, „Conan, der Barbar“ (USA 1982) – der Durchbruch für den Universal-Komödianten Arnold Schwarzenegger – ist noch Jahrzehnte später ein Film, den Millionen Kinogänger und Videofreunde nicht nur im Munde führen, sondern tatsächlich gesehen haben.
Im Kino waren es die „Herr der Ringe“-Filme (NZ/USA 2001-03), die das Phänomen befeuerten, im Serienfernsehen der Jahrtausendwende „Game Of Thrones“ (USA 2011-19) – das eine ein verfilmter Literaturklassiker, das andere die Adaption eines brandneuen Bestsellers.
In keinem anderen Filmgenre war der generelle Unterschied zwischen  dem Genuss eines Romans und dem seiner Verfilmung so unterschiedlich. Die Fantasy-Filme bedienen ein völlig anderes Bedürfnis als die deutlich älteren Vertreter der literarischen Fantasy bzw. „Sword And Sorcery“. Ging es bei der Lektüre darum, die schillernden Welten und ihre Bewohner im eigenen Kopf entstehen zu lassen – also die Fantasie tatsächlich zu bemühen – erlaubt der Film genau dies eben nicht. Die Filmschaffenden haben zunehmend damit zu kämpfen, dass sich der Look ihrer Arbeiten zum Verwechseln ähnlich ist.

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