Ixen für Anfänger – Ab in den Bau

betr.: Sprechen am Mikrofon

In kleinteiligen Produktionen wie Synchron oder Software-Aufnahmen muss man sich auf jeden Take immer wieder aufs Neue einlassen. Je besser das gelingt, desto überzeugender wird die Darbietung. Ein erfahrener Sprecher schafft es auch unter solchen Bedingungen, durchgehend in der Geschichte zu bleiben und mit der Realität von dort aus eine Verbindung zu halten.
Wer diese Schilderung kitschig findet und sich sagt: „Hä? Was soll das Getue? Ist doch nur ‘ne Sprachaufnahme!“, liegt voll im Trend des gegenwärtigen Berufsethos und wird immer gut zurechtkommen.
Allen übrigen möchte ich eins versichern: es führt zu besseren Ergebnissen, sich auf das Spiel einzulassen. Es führt sogar zu einem eskapistischen Effekt – beim Interpreten wie auch beim Zuhörer. Es macht mehr Spaß und kostet nicht mehr Zeit oder Vorbereitung.

Bei der Lesung eines Hörbuchs – einer durchgehenden Performance – ist es vollkommen unerlässlich, in die Geschichte einzusteigen. Wer es nicht tut, hindert auch den Zuhörer daran, der Illusion des Textes zu erliegen. Auch ein prominenter Name oder ein guter Draht zur Aufnahmeleitung wird daran nichts ändern.
Es ist das Prinzip, das Morpheus im Film „Matrix“ seinem Gast Neo erklärt: „Du fühlst dich im Moment sicher wie Alice im  Wunderland während sie in den Kaninchenbau stürzt. Du rechnest damit, dass du wieder aufwachen wirst. Ironischerweise ist das nah an der Wahrheit. Schluckst du die blaue Kapsel, wachst du in deinem Bett auf und glaubst das, was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland, und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus.“
Am Mikrofon müssen auch wir uns entscheiden.

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