Ein Versuch über die Mediensatire (2)

Fortsetzung vom 28. März 2024

„Network“ (USA 1976) von Drehbuchautor Paddy Chajefsky und Regisseur Sidney Lumet gilt als ein führender Klassiker der Mediensatire im Film. Dieses flott erzählte Drama spielt in der TV-Branche und hier vor allem im Nachrichtenressort. Es gewann vier Oscars und keinen einzigen Fernsehpreis.
Die Pointen der allzeit spontan und unangestrengt wirkenden Dialoge sind unverändert frisch und weitaus langsamer gealtert als das beschriebene Medium selbst, wie ich bei regelmäßigen Sichtungen immer wieder feststelle. Inzwischen ist das Fernsehen für die meisten von uns eine so absurd-bedeutungslose Einrichtung, dass „Network“ von jüngeren Menschen vielfach gar nicht mehr verstanden wird.
Sein beiläufiger, realistischer Erzählton kaschiert beinahe den satirischen Ansatz. Das fällt besonders im Vergleich mit Wolfgang Menges klassischem Fernsehspiel „Das Millionenspiel“ von 1970 auf, das im Ton einer grotesken Überzeichnung gehalten ist.
Die hellsichtigste deutsche Mediensatire in bewegten Bildern aber ist ohnehin „Im Himmel ist die Hölle los“ (D 1983)*. Autor und Regisseur Helmer von Lützelburg stellt sich vor, wie sich die Bundesrepublik gesellschaftlich verändern würde, wenn (wie angekündigt) im folgenden Jahr das Privatfernsehen eingeführt wird – und behält recht (die Handlung spielt im Jahre 1989). Dass dieser seherische wie komödiantische Geniestreich, der die Miefigkeit der alten Bundesrepublik witzig aber schonungslos festhält, es nie zur verdienten Würdigung brachte, mag an seinem Stallgeruch liegen: er kommt aus dem schrillen Underground der frühen 80er. Immerhin ist er einer der wenigen veritablen deutschen Kultfilme.

Dieser Beitrag wurde unter Fernsehen, Film, Kabarett und Comedy, Medienkunde, Medienphilosophie abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert