Horror Vacui

Vor einigen Jahren kam im „Spiegel“ der Mann ausführlicher zu Wort, das als Korrektor die allerletzten Blicke auf die hoffentlich fehlerfreien Fahnen der nächsten Ausgabe wirft. Man konnte es sich denken, er erwähnte aber es trotzdem: wie höllisch es ihn jedesmal wurmt, wenn ihm trotz mehrmaliger Überprüfung mal was durchrutscht und ihm dieser Fehler beim Aufschlagen der gedruckten Ausgabe gleich als Erstes ins Auge springt. Der Mann hatte das Mitgefühl eines Großteils der Leserschaft, da bin ich sicher.
Diesmal ist ihm ein Fehler zwar nicht in der Haupt-Ausgabe durchgerutscht, sondern „nur“ in der Beilage, dort aber gleich auf der Titelseite.

Schwamm drüber! Das größere Übel findet sich im Innern des Heftes. Das lange Titel-Interview mit den Kaulitz-Zwillingen, die jenseits ihrer Zielgruppe in mir einen Bewunderer ihrer frühen Leistungen und Erfolge haben, ist so vollkommen frei von jeglichem Inhalt, dass es selbst auf dem Gebiet des verschriftlichten Smalltalks (dessen es mir angesichts der Interviewten durchaus verdächtig war) eine schwere Prüfung darstellt. Ich konnte diesem Vakuum nicht so gut ausweichen wie der klanglichen Variante, den allgemein üblichen Laberpodcasts – dort klicke ich vorsichtshalber einfach gar nicht mehr hin!
Hinsichtlich des Podcasts „Kaulitz Hills“ lässt dieses Gespräch das Allerschlimmste befürchten – was umso schwerer wiegt, da ihr Gesprächspartner Sebastian Hammelehe den Musikern von „Tokio Hotel“ im Vorwort unterstellt, sie hätten in ihrem Podcast „ihr eigentliches Format gefunden“.

Vielleicht sitze ich aber auch meinem üblichen Missverständnis auf. Schließlich machen jene Prominenten die stets meisten Worte, die am wenigsten von sich preisgeben möchten. Die beiden Musiker haben vielleicht viel zu erzählen – und wollen einfach nicht, da das alles ja niemanden was angeht. Aber die Titelgeschichte muss man ja deswegen nicht sausen lassen …
Ich bin der Meinung: die Klappe halten wäre in einem solchen Fall einfach cooler.

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