betr.: Kommunikation (… mit sich selbst)
Wann immer das Mobiltelefon in meiner Wohnung schrillt, gerate ich in Panik: wo hab ich es hingelegt, von wo genau kommt dieser Alarmton? Werde ich es rechtzeitig schaffen, ehe der Teilnehmer auflegt?
Mir ist bewusst, dass ich es bei dieser sinnlosen Erregung mit einem ganzen Bündel von Marotten zu tun habe, die sich spätestens mit der Erkenntnis auflösen lassen, ein so rascher Rückruf, wie er hier schlimmstenfalls droht, würde selbst mich als Freiberufler nicht ins Unglück stürzen. Aber so pragmatisch funktionieren die wenigsten Gemüter – und wir rennen, um nicht die nächste Grünphase oder die nächste U-Bahn in vier Minuten abwarten zu müssen.
Unterhalb dieser reflektierbaren neurotischen Kruste müsste es noch einen anderen Grund für meine törichte Nervosität geben. Ihn erraten zu haben, wird mich natürlich nicht aus ihr erlösen.
Ich bin zu einer Zeit sozialisiert worden, da wir Festnetztelefone und weder eine Nummern-Erkennung noch einen Anrufbeantworter hatten. Wenn wir einen Anruf verpassten, erfuhren wir in der Regel gar nicht, wen wir überhaupt verpasst hatten.
Andererseits hatten diese Wählscheiben-Apparate hatten einen festen Platz in der Wohnung, meistens im Flur: niemals musste man raten, wo es gerade klingelt.
Dass ihre lange Schnur es gestattet hätte, sie mit ins Wohnzimmer zu nehmen und sich damit aufs Sofa zu setzen, hat uns in der Regel nicht daran gehindert, im Flur stehenzubleiben. Und deswegen haben wir uns nicht etwa kürzer gefasst; so ein Steh-Gespräch konnte sich ewig hinziehen …
Möglicherweise ist mein unlogischer Umgang mit dem Telefon heute doch dem von damals vorzuziehen.