Die meisten Menschen haben einen Beruf, der sie langweilt, ein Familienleben oder eine Partnerschaft, die sie lieber nicht hätten und eine Wohnung, die ihnen nicht gefällt. Erstaunlich viele wohnen auch an einem Ort, den sie nicht leiden können. Wie all das andere, wird dieser Aspekt als gottgegeben angesehen, als nicht änderbar.
Sara Geisler scheibt im „Zeit-Magazin“ über den Moment, als sie ungewöhnlicherweise einmal ganz konstruktiv und ergebnisoffen über diese Frage nachdachte. (Die Motivation dafür ist simpel: sie lebte zu diesem Zeitpunkt in Berlin):
„Die meisten Menschen ziehen nicht um, weil ihnen danach ist, sondern weil der Mietvertrag endet, das zweite Kind unterwegs ist oder ein Praktikum winkt. Wer nur ein paar Straßen weiterzieht, unter 20 Kilometern, tut das meist aus familiären Gründen: mehr Platz, näher bei den Eltern. Lässt jemand über 150 Kilometer hinter sich, folgt er meist dem Ruf der Arbeit oder der Uni.
Auch meine eigenen Umzüge waren stets Reaktionen auf äußere Umstände: für’s Studium ging ich nach Graz, Winterthur und Shanghai, für die Arbeit nach Wien und Berlin. Kein einziger Umzug, auch kein innerstädtischer, war getrieben von einer inneren Landvermessung, von Überlegungen wie: Wo passe ich hin? Was brauche ich, um anzukommen? Wäre mein Leben besser, lebte ich an einem anderen Ort?
(… Ist) es nicht seltsam: dass wir längst künstliche Intelligenzen damit betrauen, die große Liebe zu finden – einen Menschen, der möglichst gut zu uns passt -, aber bei der Wahl des Wohnorts auf Algorithmen verzichten? Einfach dort bleiben, ‘wo es sich so ergeben hat“‘?“