Die Kunst, sich selbst die richtigen Fragen zu stellen

Der finnische Philosoph Frank Martela will überrascht gewesen sein, als ihm klarwurde, dass sein Heimatland regelmäßig (achtmal in Folge) zum Land mit den glücklichsten Einwohnern gekürt wird. In der „F.A.Z.“ erzählt er: „Wir haben in Finnland nie darüber nachgedacht, dass wir glücklich sein könnten. Unser Selbstbild ist so: Wir sind eher introvertiert und melancholisch, hören gerne traurige Musik und reden nicht allzu viel über unsere Gefühle. (…) Manchmal hat man eben schlechte Tage, und manchmal passieren einem schlechte Dinge. Und wenn man das akzeptiert, wird es einfacher, sie zu verarbeiten.“

Der Philosophieprofessor an der Universität von Helsinki und Dozent für Psychologie an der Universität von Tampere bemerkte aber auch, dass viele offizielle Luxusbegriffe nicht auf ihn persönlich zutreffen: „… bestimmte Aspekte eines guten Lebens lassen sich viel leichter ins Visuelle übersetzen als andere. Von Äußerlichkeiten wie Stränden und Parties lassen sich viel bessere Fotos machen. Ein Buch zu lesen – das ist visuell einfach nicht so ansprechend wie etwa Videos vom Surfen, daneben der Strand. Das kann dazu führen, dass wir Dinge wertschätzen, die gar nicht zu uns passen (…), dass wir Glücklichsein zu oft mit materialistischen, oberflächlichen Dingen assoziieren. Wir müssen uns aber fragen: Was ist denn tatsächlich gut für mich und mein Leben? (…) Gar nicht so selten beruhen unsere Lebensentscheidungen darauf, was andere Menschen von uns erwarten, zum Beispiel unsere Eltern.“

Dafür, dass Prominenz und ein Leben an büro- oder bibliothekfernen Orten nicht glücklich machen muss, gibt es zahlreiche Beispiele. Zwei Erklärungen gibt es dafür: a) der betreffende Glückspilz könnte sein Glück gar nicht bemerkt haben oder b) er hat sich die für ihn selbst falschen Wünsche erfüllt.
Zu den frustrierstesten Individuen, die je für die Nachwelt dokumentiert wurden, gehört Klaus Kinski in einem Übersee-Telefongespräch, das unter dem angemessen albernen Titel „Gottes letztes Interview“ bis heute kursiert. Der deutsche Weltstar geiferte, hasste und haderte so haltlos vor sich hin, dass sich sein bald darauf gemeldeter Tod wie die logische Konsequenz aus diesem Zustand anfühlte.

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