Die begnadete Nervensäge

betr.: 101. Geburtstag von Jack Laird

Jack Laird war der Mann, den man Rod Serling vor die Nase setzte, als dieser die Früchte seiner Arbeit – der legendären TV-Serie “The Twilight Zone” (1959-64) – genießen wollte, indem er eine weitere, noch glanzvollere Serie schuf – “Rod Serling’s Night Gallery”, die heute vergessen ist.*
Der Sender NBC und das produzierende Studio übertrugen Jack Laird, einem Vertrags-Producer der Universal, die redaktionelle Verantwortung dafür, also das letzte Wort in allen künstlerischen Entscheidungen. So ein Arrangement musste einen verdienten Showrunner und genialen Visionär wie Serling wahnsinnig machen. In den drei Staffeln, über die sich “Night Gallery” hinschleppte, entfremdeten sich der Autor und seine Serie restlos voneinander, und sie blieb die letzte Arbeit vor seinem frühen Tod. Beide Männer sind am Scheitern ihres Produktes jedoch unschuldig, und viel spricht dafür, dass es – vor allem die zweite Staffel ist bemerkenswert – ohne Jack Laird nicht so vielgestaltig und überraschend geraten wäre.

Tom Wright portraitierte Jack Laird auf seinem Ausstellungsstück zur Folge 18 der 2. Staffel „Quoth The Raven“.

Jack Laird legte Wert darauf, das Kind eines Schauspielerpaares zu sein, das ihn auf Gastspielreise in Bombay zur Welt gebracht habe. In Wahrheit stammte er aus einer kalifornischen Kleinstadt. Er war kulturell universal-interessiert und gründete in seiner Schulzeit, obwohl er selbst kein Instrument spielte, eine Jazzband. Sie existierte, bis er in den Zweiten Weltkrieg ziehen musste, seine Musiker verteilten sich auf renommierte Bands.
Nach Kriegsende versuchte Laird es als Schauspieler, brachte es aber hauptsächlich zu diversen Hörspiel-Rollen. Er begann erfolgreich, für das junge Medium Fernsehen zu schreiben. In der Verantwortung die ihm dort übertragen wurde, förderte er junge Darsteller und Regisseure (wie Sydney Pollack) und gab Schauspielunterricht.

Mit der Krankenhausserie “Ben Casey” (1961-66) wurde Laird in der Branche endgültig zum großen Namen. Sein Erfolg ließ ihn zu einen Workoholic mutieren, der zudem zuwenig schlief, zuviel rauchte und sich schlecht ernährte. Parallel dazu ging seine einst sehr glückliche Ehe mit der Schauspielerin Peggy Johnson zu Bruch. Laird verantwortete auch den Hit “Kojak”.

Ähnlich tragisch wie das Schicksal Rod Serlings und das ihrer gemeinsamen Arbeit, war auch das Ende von Jack Laird. Er, dessen Engagement, kreative Phantasie und Professionalität von so vielen seiner Weggefährten geschätzt und gepriesen wurde, verkam zum Zyniker und Menschenfeind, ein Alkoholproblem gesellte sich dazu. Er wurde zum arbeitslosen Einsiedler. Als im Dezember 1991 sein Herz versagte, war er auf dem Weg ins Krankenhaus. Da er seinen Ausweis nicht mitgenommen hatte, verblieb seine anonyme Leiche für Wochen in der dortigen Leichenhalle. Endlich wurde er von seiner längst entfremdeten Tochter identifiziert, die von seinen Nachbarn alarmiert worden war, ihr Vater Mr. Laird sei verschwunden.

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* Zu unrecht, wie sich das gehört. Siehe https://blog.montyarnold.com/2020/04/28/class-of-99/

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