Der Song des Tages (2): „Song from Raintree County“

betr.: Montgomery Clift zum 94. Geburtstag

Die sogenannten Unsterblichen aus Hollywoods „Golden Age“ geraten nach und nach in Vergessenheit. John Wayne und James Dean sagen der jüngeren Generation nichts mehr, den Mythos Humphery Bogart muß man wortreich erklären. Immerhin Marilyn Monroe lebt noch als Postergirl weiter und als Heldin solcher Projekte wie „My Week With Marilyn“ und dem fiktiven Monroe-Musical „Bombshell“ aus der TV-Serie „SMASH“. Montgomery Clift ist von ihnen allen am tiefsten versunken. Er galt nach dem Krieg als „schönster Mann des Kinos“ und gleichzeitig als einer seiner talentiertesten Schauspieler, was ein rares Zusammentreffen war und ist. Er gilt als Vorbild und Wegbereiter für die klassischen Leinwand-Rebellen Marlon Brando und James Dean und wurde auch hin und wieder erwähnt, als Anfang der 90er Johnny Depps Karriere in Gang kam. Bis zu seinem frühen Tod brachte er es auf 17 zumeist gehaltvolle und ambitionierte Filme, aber sein Hader mit der eigenen Homosexualität trieb ihn früh in Alkohol- und Drogensucht. Der Monroe fühlte er sich sehr verbunden – ihr Selbstbild war ähnlich erschüttert. Die beiden traten am Ende ihrer Karrieren zusammen in „The Misfits“ auf, einem modernen Western.

Im Jahre hat 1956 Clift wieder einmal an der Seite der größten und verdienstvollsten Schwulenmutti Hollywoods gespielt, seiner Freundin Liz Taylor, in „Das Land des Regenbaums“. Diese überlange Südstaaten-Romanze in Technicolor sollte den Erfolg von „Vom Winde verweht“ wiederholen. Etwa auf der halben Strecke der Dreharbeiten hatte der Schauspieler einen Autounfall, bei dem sein Gesicht arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Als einer der bislang teuersten Filme der USA konnte das Projekt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gestoppt werden, und so wartete man, bis ein optisch veränderter Montgomery Clift nach Wochen an den Set zurückkehrte – sogar seine Stimme war nicht mehr die selbe. Dummerweise war dies auch noch der erste MGM-Film, der im hauseigenen Breitwandverfahren „
MGM Camera 65“ gefertigt wurde – was die Anschlußfehler noch deutlicher herausstellte.
Die Kritik verriß das Werk als lahm und überladen, aber das Publikum kam in hellen Scharen – um zu raten, welche Szenen vor und welche nach dem Unfall entstanden wahren.

Montgomery Clifts Karriere kam nicht wieder auf die Beine. Kurz bevor es ihm in dem Drama „Spiegelbild im goldenen Auge“ gelungen wäre, wiederum an der Seite von Liz Taylor, sein Coming Out als verklemmt schwuler Südstaatenmajor zu feiern, starb er an den Spätfolgen des Unfalls und den Auszehrungen seines Lebenswandels.

Der heutige Geburtstag ist ein schöner Anlaß, zu Nat ‚King‘ Cole hinüberzuklicken und dem Titelsong jenes schicksalhaften „Raintree County“ von Paul Francis Webster (Worte) und Johnny Green (Musik) zu lauschen.

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