Telezaubereien mit Rumburak und der Hexe Hicksi

betr.: 65 Geburtstag von Jiří Lábus

Der Beruf des Zauberers bringt einige Implikationen mit sich: die Schwierigkeit, die üblichen Magie-Modelle frisch und fürs Publikum überraschend zu präsentieren (wenn man nicht über das Budget einer Las-Vegas-Show verfügt) und die Selbstverpflichtung, die Tricks nicht zu verraten, dürften die bekanntesten sein.
Der Zauberer Rumburak (dargestellt von Jiří Lábus, synchronisiert von Tommi Piper, der bald darauf mit „Alf“ zu historischer Größe gelangen sollte), beschritt den klassischen, märchenhaften Weg. Als „Hofzauberer zweiter Kategorie“ tat er sich mit schierer Bosheit hervor. Das Scheitern seiner unbescheidenen Versuche, das Märchenreich zu beherrschen und zudem die Liebe der schönen Arabella zu erringen, sind in dem TV-13teiler „Die Märchenbraut“ festgehalten, der für mich den Höhepunkt der deutsch-tschechischen TV-Kunst darstellt.

Da wir gerade von Höhepunkten und Telezaubereien sprechen: bereits in der am 1.11.1970 erschienenen Nr. 14 von „Walt Disneys Lustige Taschenbücher“ stimmt uns der  italienische Comicautor und -Zeichner Luciano Bottaro auf die eben beginnende Epoche ein, die wir heute als Ära des „Fernsehkults“ betrachten. In seinem Abenteuer „Telezauberei“ („Zio Paperone e il telescrocco“) gerät eine gutmütige, etwas schusselige Magierin mit Onkel Dagobert aneinander. Er erwischt die Hexe Hicksi nämlich beim Schwarzsehen: sie beobachtet von ihrem Hexenbesen seinen laufenden Fernseher durchs Fenster im obersten Stockwerk seines Bankhauses, ohne sich an den TV-Gebühren zu beteiligen. Onkel Dagobert stellt sie und erfährt, dass sie nur in den Quizmaster verliebt ist. Strafe muß trotzdem sein: sie muß ein TV-Casting als Zauberin mitmachen. Das sollte kein Problem sein, könnte man meinen, aber selbst als „seit 1000 Jahren eingeschriebenes Mitglied der Hexengilde“, hat Hicksi keine Chance und fällt krachend durch. Ihr Autor Bottaro ist nämlich selbst ein Zauberer: er hat die Zustände im heutigen Casting-Fernsehen vorhergesehen. Um es mit Jürgen von der Lippe zu sagen: „In der Fernsehunterhaltung kann auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden!“

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