Heino hat Pause

betr.: 34 Jahre CD / Records Store Day in Berlin

„Die Schallplatte der Zukunft“, heißt es am 18. April 1981 in der Süddeutschen Zeitung, „wird durch einen Laserstrahl abgetastet. Dieses neuartige Verfahren der Musikwiedergabe, die nach Ansicht der Hersteller die wichtigste Verbesserung seit Einführung der Schallplatte darstellt, wurde jetzt in Salzburg auf Einladung der Herbert-von-Karajan-Stiftung vorgestellt.“

Kein Dirigent war so technikaffin wie Herbert von Karajan, der die Entwicklung des „Compact Disc Digital Audio System“ mit allem Nachdruck begleitet und auch in sie investiert hatte. Auch an der Gestalt der Scheibe, auf der künftig nicht nur Musik sondern Daten aller Art gespeichert werden sollten, hat er großen Anteil. Eigentlich war der Wunsch von Sony, diese mit einem Durchmesser von 10 cm zu versehen, denn dann hätte sie (also eine komplette Sinfonie) in eine Oberhemden-Tasche gepasst.
Als herauskam, dass man Werke wie Beethovens Neunte dann auf zwei Scheiben hätte verteilen müssen, setzte Karajan die heute gängige 12-cm-Format durch. Die erste veröffentlichte – und natürlich von Karajan dirigierte – CD enthielt dann aber nicht Beethoven sondern Richard Strauss’ „Alpensymphonie“. Auf dem Pop-Markt machte ABBA den Anfang mit „The Visitors“, ihrem letzten Album, das bereits auf Vinyl erschienen war. Diese alternative Erhältlichkeit auf CD und LP sollte ab 1984 für einige Jahre Usus sein.

Wie wir wissen, ist die Langspielplatte bis heute nicht völlig ausgestorben. Und auch das ist in Karajans Sinn, denn noch in den 70er Jahren hatte er notiert, die Schallplatte sei „heute schon in sich eine sehr vollkommene Erfindung“ – solange die Knacker nicht gleich im Presswerk besorgt werden. Ich erinnere mich, dass bei einigen Labels, die hier nicht genannt sein sollen, brandneue Platten emsig knackten und knisterten, um dem Phonofreund den Umstieg auf die neue Technik zu erleichtern.
Der Kabarettist Jürgen von Manger begrüßte die neue Ära mit der angemessenen Präambel: „Selbst eingefleischte Musikfreunde wollen Heino nicht mehr live singen hören!“

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