Der schönste Weg in die Sixties

betr.: 105. Geburtstag von Frank Loesser

Vor sechs Wochen endete im US-Fernsehen die Erstausstrahlung des zweiten Teils der siebten und finalen Staffel von „Mad Men“. Über diese Serie ist in den letzten Jahren viel geschrieben, gesprochen, geschwärmt und nachgedacht worden. Das Lob traf sie zu recht, die Gründe dafür waren oftmals ziemlicher Quark – so sexy hätten die Sechziger Jahre noch nie ausgesehen, hieß es da zum Beispiel. (Das gibt allenfalls die Sicht eines unter 30jährigen wieder, der noch nie einen amerikanischen Kinofilm aus jenen Jahren gesehen hat …) Die deutsche DVD-Box mit den letzten sieben Folgen ist beunruhigenderweise noch immer nicht angekündigt, aber wenn sie erscheint, könnte sich jemand, der die Serie noch nicht kennt, 92 Folgen hintereinander erstmalig anschauen, ohne monatelange Pausen machen zu müssen. Für jene, die sich in dieser beneidenswerten Lage befinden, habe ich einen Tipp zur angemessenen Einstimmung.

Zunächst einmal empfehle ich die ersten 6 Minuten und 27 Sekunden des Hitchcock-Klassikers „Der unsichtbare Dritte“ (1959). Hier sehen wir das ultimative Stilvorbild von Don Draper: Cary Grant als Werbemann Roger Thornhill in seiner natürlichen Umgebung, der Madison Avenue, in die er für den Rest des Filmes nicht mehr zurückkehren wird. (Dieser Rest ist natürlich trotzdem eine Mordsgaudi!)
Und dann sollte man das Musical „How To Succeed In Business Without Really Trying“ („Wie man Erfolg hat, ohne sich besonders anzustrengen“) nachlegen – in voller Länge und auch dann, wenn man Musicals gar nicht mag. Ein quirliger, unwiderstehlicher Fiesling – und ein Entertainer, wie man ihn selten erlebt – macht innerhalb zweier Tage Karriere in einem New Yorker Firmengebäude, von dem wir nie erfahren, was dort eigentlich produziert wird. Als dieser Knabe (auch architektonisch) ganz oben angekommen ist, endet der Film. Wer nun „Mad Men“ anschaut, findet eben diesen Mann noch immer im obersten Stockwerk wieder: Robert Morse, den Alterspräsidenten des Serienensembles in einer sehr ähnlichen Dekoration.

Nun ist man wirklich angekommen in den Sixties, hat eine urkomische Satire gesehen, die mit dem Pulitzer-Preis belohnt worden ist, schmissige und gleichsam abgründige Songs von Frank Loesser gehört, sich an den Choreographien von Bob Fosse berauscht und ein Darstellerensemble bestaunt, das sich zuvor schon am Broadway in diese Rollen hineingelebt hat, kurzum: die perfekte Show!
Man könnte sich auch mit weniger zufriedengeben, aber da wäre man ja schön blöd.

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Eine Antwort zu Der schönste Weg in die Sixties

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