Hoffnung für Pirinçci

betr.: Akif Pirinçci / Pegida / SPIEGEL 46/2015 / 3sat-Programm vom gestrigen Abend

Im SPIEGEL 46/2015 fand sich ein Artikel über die Ächtung des Autors Akif Pirinçci
wegen einer gewissen Äußerung im Rahmen einer Pegida-Veranstaltung. Der für SPIEGEL-Verhältnisse geradezu zärtliche Text läßt achselzuckendes Mitgefühl zumindest erahnen: ganz so ernst könnte der Autor sein Bedauern darüber, dass die Konzentrationslager der Nazis „ja leider derzeit außer Betrieb“ seien, vielleicht gar nicht mal gemeint haben, räumt das Magazin ein.
Geschenkt – wer sich seit Jahren derart rechtsdumpf und homophob gebärdet und es darüberhinaus nötig hat, sich vor offensichtlichen Demokratiemuffeln aufzuteufeln, den trifft das beschriebene Unheil eher zu spät als zu unrecht. Die Produkte Pirinçcis – z.B. seine einst beliebten Katzenkrimis – sind aus den Buchhandlungen und sogar aus dem sonst so unvergeßlichen Internet verschwunden. „Ich existiere nicht mehr“, faßt der in Bann Geschlagene seine Lage zusammen.

Doch halt! Er hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Mindestens eine seiner Arbeiten hat die Säuberung unserer Medienwelt überlebt. „Die Tür“, eine Verfilmung seines Romans „Die Damalstür“, gehört nach wie vor zu jenen knapp zwei Dutzend Spielfilmen, die in den zahlreichen TV-Sendern der ARD gemächlich zirkulieren wie die Nahrungsmittel in Loriots berühmtem Sketch „Der K 2000“. Gefühlt im Durschschnitt alle fünf Wochen wird das Werk ausgestrahlt – zuletzt gestern abend um 22 Uhr 25 auf 3sat (wie auch zehn Tage zuvor im Ersten).
Die völlige mediale Ausradierung des gesinnungsfesten Laienpredigers steht also noch aus.
Schwein gehabt, alter Junge!

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