Hosen runter mit Bertolt Brecht

betr.: 60. Todestag von Bertolt Brecht / 55. Jahrestag des Baubeginns der Berliner Mauer (gestern)

Das Schicksal kann so unsagbar gnädig sein. Hätte Bertolt Brecht exakt fünf Jahre länger gelebt, hätte er an seinem vorletzten Tag den Bau der Berliner Mauer noch erlebt. Und wäre jemand zu ihm vorgelassen worden, der ihn um eine Stellungnahme gebeten hätte, Brechts Tod am folgenden Tage hätte niemanden wundern müssen.
Bereits zu Brechts Lebzeiten konnte man sich über diesen Text von ihm wundern:

Lob des Kommunismus

Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht.
Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst ihn begreifen.
Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm.
Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig.
Er ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit.
Die Ausbeuter nennen ihn ein Verbrechen.
Aber wir wissen:
Er ist das Ende der Verbrechen.
Er ist keine Tollheit, sondern
Das Ende der Tollheit.
Er ist nicht das Chaos
Sondern die Ordnung.
Er ist das Einfache
Das schwer zu machen ist.

Wer sich darüber nicht wundert, gehört entweder zu denen, die sich im tiefsten Innern dann doch gleicher fühlen als die anderen Gleichen (um eine populäre Metapher von George Orwell zu bemühen) oder er ist der Auffassung, dass das genaue Gegenteil von Kommunismus – der zügellose Raubtierkapitalismus – die schrecklichere Alternative wäre.
Stimmt nicht. Das eine ist ebenso Extremismus wie das andere (- jedenfalls, sobald mam versucht, es mit tatsächlich lebenden Menschen praktisch umzusetzen). Es ist beides absolut schrecklich!
Manche merken das nicht, weil sie (aus gegebenem Anlass) einen Hang zu schlichten Lösungen haben. Geschenkt!
Aber welche Ausrede hatte ein so kluger Kopf wie Bertolt Brecht?

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