betr.: 118. Geburtstag von Gloria Swanson / 15. Todestag von Billy Wilder
Mit einem Film, der erst nach dem offiziellen Ende ihrer fulminanten Filmkarriere entstand, wurde Gloria Swanson so legendär, dass man ihr eigentlich einen dritten Stern auf dem Walk Of Fame zugestehen könnte – einen hat sie bereits für ihre Film-, einen für ihre Fernseharbeit bekommen. Der dritte würde ihre Bedeutung als Hollywoods ureigenem Archetyp würdigen, als Norma Desmond, der Stummfilm-Diva, die den Siegeszug des Tonfilms leugnet und sich im Vorführraum ihrer monströsen Villa verrammelt hat. Man könnte sagen: die erste C-Prominente des Medienzeitalters.
Billy Wilder, Regisseur und Autor des Klassikers und Kultfilms „Sunset Boulevard“, besetzte diese Rolle mit Gloria Swanson, denn „hätte ich mir für die Rolle eine andere ausgesucht, hätte doch jeder gesagt, das ist ja die Story der Swanson!“
Das damalige Publikum hätte also den selben Fehler begangen, den auch das heutige macht: zwischen Gloria Swanson – die zwischen 1918 und 1928 Millionen verdiente und wieder ausgab – und der zunächst harmlosen irren Ex-Schauspielerin, die in einer Mischung aus Eifersucht und neu aufgeflammtem Ehrgeiz zur Mörderin wird, gibt es nämlich ein paar gewaltige Unterschiede.
Als dieser Glanz vorüber war, wurde sie nur umso größer: die Universaldiva Gloria Swanson beeindruckte mit reduzierter Eitelkeit.
Obwohl wir in „Sunset Boulevard“ Ausschnitte aus einem echten Swanson-Film sehen, dem unvollendet gebliebenen „Queen Kelly“, und obwohl es tatsächlich ihr alter Regisseur ist, der ihn vorführt und dazu Orgel spielt, war die Swanson eine überaus pragmatische Person, die mit dem Aufkommen des Tonfilms nicht einfach weg vom Fenster gewesen ist, obwohl ihre Filme seltener wurden. Neben ihrer Fernseharbeit machte sie erfolgreich in Nahrungsmitteln, Kleidung und Kosmetika.
1950, im Jahr von „Sunset Boulevard“, stand Gloria Swanson in der Komödie „Twentieth Century“ auf der Bühne, wiederum als umjubelte Hollywood-Diva. Beide Arbeiten – der Film und das Bühnenstück – fanden viel später den Weg auf die Musicalbühne.
Aber Gloria Swanson sollte noch eine weitere Broadway-Show inspirieren. Ein berühmtes Foto aus dem „LIFE Magazine“ zeigt sie 1960 in eleganter Robe in den Trümmern des „Roxy“, eines früheren New Yorker Kinopalastes, der gerade im Begriff ist, abgerissen zu werden.
Hal Prince fing diese Atmosphäre von Gloria Swansons zweiter großer Übung in der Vergänglichkeit des Glamours in dem Musical „Follies“ ein.
Die Parodien, die die Swanson-Desmond-Figur seither in sämtlichem Medien erfahren hat, sind nicht zu zählen. Sie ziehen längst ihrerseits Parodien nach sich, und ihr Satz „Mr. DeMille, ich bin jetzt bereit für meine Großaufnahme!“ wird längst von Menschen zitiert, die den Film nie gesehen haben.
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