Die unterschätzte Schmusebacke

betr.: 74. Geburtstag von Barry Manilow

Barry Manilow ist ebensosehr ein Klischee wie ein Popstar, das ist Teil seines Erfolges und sozusagen im Preis mit drin. Sein Name steht für einen glatten, ondulierten Schmusepop, den zu schätzen als schwuchtelig und uncool gilt. International genießt er also zu unrecht einen ähnlich heiklen Status wie ihn Heino bei uns lange Zeit gerechterweise innehatte. Doch an Manilows musikalischer Kompetenz zweifelt kaum jemand. Er, der schon als Schüler von einer Musikerkarriere geträumt hatte, musste sein Studium zwar wegen Geldmangels abbrechen, aber das anschließende Tingeln brachte ihn mit Bette Midler zusammen, die er zunächst als Pianist, dann als Bandleader begleitete und der er später makellose Arragements auf den Leib schneiderte.

Anfang 1975 hatte er mit „Mandy“ seinen Durchbruch als Solokünstler (zwei Jahre nach dem von Bette Midler), mit einem Titel, den er eigentlich gar nicht herausbringen wollte (- möglicherweise in Vorausahnung der Schublade, in der er damit zugleich verschwinden sollte). Er wurde als der neue Burt Bacharach gefeiert – obwohl der Alte ja bis heute putzmunter ist.
Längst hatte es sich Barry Manilow aber auch im Hintergrund bequem gemacht – als gut verdienender Werbemusiker etwa oder als musikalischer Direktor eines New Yorker TV-Senders.
Sein zweiter ganz großer Hit ist das gänzlich unschmusige „Copacabana“. Dies ist seit 1985 auch der Titel eines zunächst als TV-Produktion konzipierten Jukebox-Musicals.
Vor wenigen Monaten outete sich Barry Manilow endlich – mit 73 – und dürfte damit den o.g. Bosheiten mittelfristig den Boden entzogen haben.

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