Verrat!

betr.: SPIEGEL-Glosse „Spoiler-Warnung“ von Mathieu von Rohr (Ausgabe 36/2017)

In meiner Kindheit gab es zwar schon Spoiler, aber eben keine Spoilerwarnungen. Und so erlitt ich schon mit 12 den GAS (den größten anzunehmenden Spoiler): beim Warten auf den Schulbus verriet mir die siebengescheite Karoline aus der Parallelklasse Handlung und Pointe von Hitchcocks „Psycho“. Obwohl sie den Titel weltläufig und siebengescheit „’seiko“ aussprach (und ich nur „Salto“ verstand), dämmerte mir Monate später, als ich „Psycho“ erstmals im Fernsehen erlebte, wie er ausgehen würde. Da ich den Film zusammen mit meinen ahnungslosen Schwestern sah, fiel mir auf, dass ich als „Mann, der zuviel wusste“ deshalb nicht weniger entsetzt war. Später habe ich „Psycho“ bei gleichbleibender Gänsehaut noch viele Male gesehen. Deshalb hat mich das Schlusswort der o.g. Glosse zustimmend nicken lassen: „dass man sich auch über etwas freuen kann, was man schon weiß.“ – Aus dem „über etwas freuen“ wird dann halt ein „auf etwas freuen“.

Als Freund des Slapstick ist mir das Prinzip ohnehin vertraut. Neben der überraschenden Pointe, die den erzählten Witz abschließt, lebt der physische Humor der Filmklamotte von der Ankündigung eines harmlosen Unheils (die Torte kommt ins Bild) und dessen Eintreten (die Torte wird geworfen). Der Suspense besteht darin, wer getroffen wird und wann es geschieht.

Natürlich kenne auch ich das Gefühl der Angst, mir könnte eine Pointe zu früh verraten werden. Ich hatte sie nicht bei „Game Of Thrones“ sondern vor einigen Jahren beim Finale von „Breaking Bad“. Die Angst schwoll und wuchs noch, als mir jemand erzählte, die Auflösung würde im Feuilleton der „F.A.Z.“ ausgeplaudert. Es gelang mir tatsächlich, ihr auszuweichen. Dann sah ich das Finale von „Breaking Bad“ – und war nicht überrascht, sondern verstimmt.
Vielleicht hätte ich den „F.A.Z.“-Artikel doch besser vorher gelesen.

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