Ein Hamster namens Blendi

Wir Kinder hatten damals unsere eigene Zahncreme. Sie hieß „Blendi“ und schmeckte so angenehm, dass ich als Heranwachsender eine Weile brauchte, bis ich mich an das zeitgemäße Produkt gewöhnt hatte.
Auf der Pappschachtel, in der die Metalltube daherkam, gab es einen bunten Comic-Strip – ich erinnere mich nicht mehr, ob es ein einfacher Strip war, oder ob mehrere Seiten nötig waren, um das jeweilige Abenteuer zu erzählen. Leider habe ich nämlich ausnahmsweise meinem sehr ausgeprägten Trieb widerstanden, diese kleinen Kunstwerke zu sammeln und aufzubewahren. Warum? Vermutlich weil meinem kindlichen Zeitgefühl die Spanne von einer Zahnpastatube zur nächsten als viel zu lang erschien, um sie abwarten zu können.

BlendiBlendi und seine Geschäftsfreunde, aus dem Gedächtnis nachgezeichnet. Wenn ich ihn mir so ansehe, könnte der Hamster auch ein Biber gewesen sein.
An den Titelhelden erinnere ich mich noch: Blendi, einen goldgelben Hamster mit Basecap, der gegen einen Bösewicht namens Korx kämpfte. (Kennt noch jemand den Ausdruck „verkorkste Zähne?“) Korx sah aus wie ein Bankräuber – unrasiert, Waschbärbrille, Schiebermütze. Und was hatte er in seinem Sack? Milchzähne, mit denen er eine Kariesbazille fütterte, bis sie verdammt groß wurde: ein grünes Viech, eine Art Drache.
Woran ich mich nicht erinnere: wo hatte Korx die Zähnchen her? Unterm Kopfkissen der Zahnfee weggeklaut? (Schlimm genug!) Sie den Kindern verkorkst und ausgerupft? (Unmenschlich!) Was wurde aus dem Kariesdrachen?  Ich weiß auch nicht mehr, wie es möglich war, einen so komplexen Krimiplot auf Zahnpastaschachteln unterzubringen.
Und ich frage mich, wohin diese Leute verschwunden sind, die uns Kids so prächtig bespaßt haben.

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