Die wiedergefundene Textstelle: Der verstoßene Mann der Wissenschaft

betr.: 19. Jahrestag der Videopremiere von „Die Rache des Würgers“ (Italien)

Im Jahre 1994 kam der beste Film von Tim Burton heraus: „Ed Wood“. Da er Mitte der 50er Jahre in Hollywood spielt, war der Regisseur gezwungen, von dem immergleichen Look abzuweichen, der alle seine übrigen Werke zu einer einzigen Halloween-Kürbissuppe verschwimmen lässt. Und auch sonst vollbrachte Burton diesmal eine Reihe von Wohltaten und verblüffenden Kunststücken. Zunächst einmal rehabilitierte er einen großartigen Könner, der bis ins hohe Alter als belangloser Billigheimer gegolten hatte: den Charakterkopf- und Menschendarsteller Martin Landau, der über vergänglichen Fernseh-Ruhm und große Leistungen in umso kleineren Trashprodukten nie hinausgekommen war. (Sein Debut hatte er immerhin bei Hitchcock gegeben.)

Ladau-LugosiEine Altersrolle wie aus dem Bilderbuch: Martin Landau als Horrorwesen auf dem Altenteil in „Ed Wood“ (1994). (Touchstone Home Entertainment)
In „Ed Wood“ durfte er nun den klassischen „Dracula“ des frühen Tonfilms, Bela Lugosi verkörpern. (Merke: ein guter Schauspieler kann einen schlechten spielen, ein schlechter kann das nicht, und umgekehrt geht es schon gar nicht.) Es war vor allem diese im Holze gereifte Darstellung des alten Landau, der sich in die Karriere-Tücken eines ausgeleierten Kinovampirs einfühlen konnte, welche aus „Ed Wood“ einen so zärtlichen und fairen Film gemacht hat. Die Komödie über den glücklosen Nerd Edward Davies Wood jr. hätte mit dem gleichen Drehbuch und dem selben gut aufgelegten Ensemble sehr viel herzloser geraten können.
In einem Punkt irrte Tim Burton. Ed Wood war selbstverständlich nicht „der schlechteste Filmregisseur aller Zeiten“, aber dass Burton mit dem Deutschen Film, etwa mit den Arbeiten Hans-Christoph Blumenbergs, vertraut wäre, kann man ja auch nicht erwarten.

Landau / Lugosi spielt in „Bride Of The Monster“ (dem Film im Film) einen verrückten Wissenschaftler. Genaugenommen spielt der die Summe all dieser Charaktere davor und seither, er liefert die definitive Realisation dieses Archetyps. William K. Everson brach einmal eine Lanze für den Mad Scientist, die in Landaus Performance in ewige Sicherheit gebracht wurde: man könne diesen Forschern eine gewisse Sympathie nicht versagen, die doch letztlich die besten Absichten haben, wenn sie versuchen, „Leben zu erschaffen und Schönheit für alle Zeit zu bewahren“.

Dies ist Martin Landaus kurzen Monolog  aus Ed Woods „Bride Of The Monster“ und Tim Burtons „Ed Wood“.

Dr. Eric Vornoff:
Mein verehrter Professor Strowski! Vor zwanzig Jahren bin ich aus meinem Vaterland verstrieben worden. Als Scharlatan wurde ich bezeichnet und als Narr. Von der Fachwelt verstoßen, die mich kurz zuvor noch als Genie gefeiert hatte. Und ausgerechnet hier, in dieser gottverlassenen Einöde, konnte ich nun endlich beweisen, dass ich doch recht hatte!

Prof. Strowski:
Ja! Inzwischen wissen wir, dass Ihre Forschungsergebnisse richtig waren! Ich bin hier, um sie offiziell zu bitten, in ihre Heimat zurückzukommen!

Dr. Eric Vornoff:
Heimat? Ich habe keine Heimat! Ausgestoßen, einem Paria gleich, hause ich an diesem Ort. Der Dschungel ist meine Heimat! Doch von dieser dunklen Hölle aus werde ich die ganze Welt beherrschen! Ich erschaffe eine mächtige neue Rasse von Menschen, eine Rasse atomarer Übermenschen! Und mit ihnen werde ich triumphieren!
Hehehe!

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2 Antworten zu Die wiedergefundene Textstelle: Der verstoßene Mann der Wissenschaft

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