Die schönsten Filme, die ich kenne (58): „Ocean’s Eleven“ (2001)

Ein Remake, das sein Original übertrifft, ist eine Seltenheit. Wenn dieses Original auch noch von der coolsten Entertainertruppe der 2. Jahrhunderthälfte gestaltet wurde, darf man von einem Wunder sprechen. Doch da gibt es kein vertun: George Clooney und seine Freunde haben „Frankie und seine Spießgesellen“ – also das „Rat Pack“ persönlich – übertrumpft!

70 Meter unter dem Vegas-Strip befindet sich ein gewaltiger Tresor. Hier wird jede Münze verwahrt, die oben in den Automaten der drei beliebtesten Casinos der Glücksspielmetropole landet. Zufällig gehören alle drei dem ebenso eleganten wie ruchlosen Unternehmer Terry Benedict. Mit der Wahl der Frau an seiner Seite hat er sich allerdings einen besonderen Feind gemacht: ihren Exmann.
Danny Ocean (George Clooney) plant kaum 24 Stunden nach seiner Entlassung auf Bewährung zweierlei: das ganz große Ding (die Leerung des besagten Tresors) und die Rückeroberung von Tess (Julia Roberts).
Bereits die Zusammenstellung der im Titel geführten Panzerknacker-Mannschaft wird genüsslich zelebriert: der meisterliche Taschendieb Linus etwa (Matt Damon), der Falschspieler Rusty (Brad Pitt) oder der Pyrotechniker Basher (Don Cheadle) – und Comedy-Power-Opa Carl Reiner.
Aber die Jungs nehmen die Sache nicht auf die leichte Schulter (– dies ist nicht „Aliens“!). Der Gegner ist mächtig und auf der Hut …

„Ocean’s Eleven“ ist nicht nur eines der beiden cleversten Remakes der Filmgeschichte, und es gibt bisher auch kein amüsanteres Caper Movie (jenes Filmgenre, das einen kriminellen Beutezug zum Inhalt hat). Da sich Gaunereien dieser Art offiziell nicht lohnen dürfen, enden die meisten dieser Filme – unabhängig ob Krimi oder Komödie – mit einem Scheitern des famosen Plans. Das gilt auch für das „Ocean’s Eleven“ von 1961. 40 Jahre später stellen es nicht nur die Gangster auf der Leinwand, sondern auch Regisseur Steven Soderbergh geschickter an. Der Casino-Mogul, der hier geplündert werden soll, ist ein derart dämonischer Riesenfiesling, dass wir ihm das Rutschen in die Miesen von Herzen gönnen zumal die Bank ja sonst immer gewinnt. Außerdem verlässt sich Soderbergh nicht wie der Vorgänger auf die Unwiderstehlichkeit der Starbesetzung (– die in beiden Fällen überwältigend ist). Bei ihm gibt es keine müde Minute, der größte Irrsinn scheint plausibel, jede Pointe sitzt. Dabei wird der Zuschauer genauso hinters Licht geführt wie Mr. Benedict.
Das Verblüffendste aber ist, dass das Rat Pack nicht nur in seinem natürlichen Lebensraum sondern auch auf seinem ureigensten Gebiet geschlagen wurde: der grandiosen Musiknummer. Nach geglücktem Coup müssen sich die 11 voneinander trennen. Sie versammeln sich ein letztes Mal an einem prachtvoll beleuchteten Springbrunnen – rechtschaffen ermattet, lächelnd, schweigend! Wir hören „Clair de la Lune“ von Claude Debussy. Nach und nach löst sich die Runde auf und verflüchtigt sich in der Dunkelheit. Dieses Nachspiel – ohne Gesang und Tanz, aber perfekt choreographiert – veredelt die Gangsterklamotte nachträglich zur sophisticated comedy.

Beide Filmversionen standen übrigens am Anfang kleiner Reihen. Frank Sinatra und der harte Kern seines Rat Pack drehten noch drei weitere swingende Komödien zusammen, von denen die letzte „Robin And The Seven Hoods“ mit Abstand die beste ist. Clooney & Co schickten ihrem Las-Vegas-Abenteuer noch zwei Fortsetzungen (bzw. Wiederkäuungen) hinterher. Was soll’s – es sind schon minderwertigere Teebeutel mehrmals ins Wasser gehängt worden.

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